(Predigt von Zac Poonen, gehalten am 9. April 2000 im Christian Fellowship Centre, Bangalore, Indien)
Wir lesen im Lukasevangelium, Kapitel 22, Verse 31-32, wie Jesus Pe- trus vor einer bevorstehenden Gefahr warnte. Er sagte zu ihm: „Simon, Simon, siehe der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder“.
Wir alle wissen, dass Petrus den Herrn in dieser Nacht dreimal verleug- nete. In Vers 34 lesen wir, dass Jesus zu Petrus sagte: „Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst.“
Ich möchte heute Morgen darüber sprechen, was Gottes Absicht im Versagen des Menschen ist und damit allen Mut machen und Hoffnung geben, die wegen ihres Versagens frustriert und mutlos sind.
Die Frage ist zuerst: Darf man versagen? Erlaubt Gott es? Gibt es einen Sinn im Versagen? Oder ist Versagen etwas, das in Gottes vollkomme- nem Willen keinen Zweck hat und das Gott nicht benutzen kann, um seine Ziele zu erreichen?
Wenn wir diesen Abschnitt lesen, sehen wir, dass Gott Petrus nicht da- von abgehalten hat, ihn zu verleugnen. Wieso sagte Jesus nicht: „Simon, ich habe für dich gebetet, dass du mich kein einziges Mal verleugnest?“ Warum betete der Herr nur dafür, dass sein Glaube nicht aufhören möge, obwohl Petrus selbst gefallen ist? Ist es nicht interessant, dass der Herr nicht darum gebetet hat, dass Petrus nicht fallen möge?
Manche von uns hätten gerne, dass der Herr für uns betet, dass wir nie- mals fallen mögen. Wir wünschen uns, dass der Herr zu uns sagt: „Mein Sohn, meine Tochter, ich habe für dich gebetet, dass du niemals fallen und niemals versagen mögest“. Aber interessanterweise betet der Herr kein solches Gebet für uns.
Worum bat Jesus für Simon? Dass sein Glaube nicht aufhören möge, wenn Satan ihn versuchte. Er betete nicht darum, dass Petrus nicht ver- sucht werden sollte, sondern dass im Falle seines Versagens sein Glau- be an Gottes vollkommene Liebe nicht aufhören würde – sodass Petrus sogar am tiefsten Punkt seines Versagens bekennen würde: „Gott liebt mich noch immer“.
Das ist Glaube – und das ist das Bekenntnis, das immer auf unseren Lippen und in unseren Herzen sein muss, egal wie tief wir gesunken oder gefallen sind –, DASS GOTT UNS NOCH IMMER LIEBT, SO WIE WIR SIND.
Das war das Bekenntnis des verlorenen Sohnes. Als er so tief unten war, dass er nicht noch tiefer sinken konnte, glaubte er weiterhin daran, dass sein Vater ihn liebte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand tiefer sinken kann als der verlorene Sohn, der das aß, was man den Schwei- nen zu fressen gab. Dieser Junge war völlig am Boden. Aber dort ganz unten erinnerte er sich noch an eines: Dass ihn sein Vater immer noch liebte. Sonst wäre er nie wieder nach Hause zurückgekehrt. Stell dir vor, er hätte gehört, sein Vater wäre gestorben und sein älterer Bruder hätte die Leitung des Hauses übernommen – meinst du, er wäre zu- rückgekommen? Nein. Er wusste, wie sein älterer Bruder war. Und weil er dies wusste, wäre er nicht wieder nach Hause zurückgekehrt. Er kam nur deshalb zurück, weil er wusste, dass sein Vater ihn liebte.
Manche Sünder würden gewisse Kirchen nie besuchen, weil sie spüren, dass der Pastor oder die Ältesten der Gemeinde wie der ältere Bruder in diesem Gleichnis sind, und man kann ihnen keinen Vorwurf ma- chen, wenn sie nicht kommen. Aber wenn die Ältesten einer Gemeinde wie dieser Vater sind, dann werden die schlimmsten Sünder in diese Gemeinde kommen und Erlösung suchen, so wie die Sünder zu Jesus kamen. Unsere Gemeinde muss einen solchen Ruf haben, dass selbst die schlimmsten Sünder keine Scheu haben, zu uns zu kommen. Wenn Jesus wirklich in unserer Mitte ist, dann werden ganz bestimmt die schlimmsten Sünder kommen und bei uns Erlösung finden.
Es gibt Hoffnung für alle, die völlig versagt haben, deren Leben ein Chaos ist und die den Tiefpunkt erreicht haben. Der Herr kann dich von dort aufheben und in die höchste Herrlichkeit bringen. Es ist sein Gebet für uns, dass unser Glaube an Gottes Liebe niemals aufhört.
Eine Botschaft, die wir alle brauchen
Wenn du diese Botschaft heute nicht brauchst, lieber Bruder, liebe Schwester, dann wirst du sie mit Sicherheit eines Tages in der Zukunft brauchen – dann, wenn du deinen Tiefpunkt erreichst. Erinnere dich dann an eines: Dass Gott dich immer noch liebt, egal wo du bist oder wie tief du gefallen bist. Möge in dieser Stunde dein Glaube an Gottes Liebe nicht aufhören.
Im Grunde bedeutet Glaube, darauf zu vertrauen, dass Gott uns immer noch liebt. Er liebt nicht unsere Sünde. Er will nicht, dass wir weiter sündigen. Er ist wie ein Vater, der die Krankheit seines Kindes sieht und die Krankheit hasst, aber sein Kind liebt. Stell dir eine Mutter vor, die sieht, wie ihr Kind von Lepra oder Tuberkulose befallen ist. Diese Mutter liebt ihr Kind so sehr, aber sie hasst diese Krankheiten von gan- zem Herzen. Gott liebt Sünder, aber er hasst ihre Sünde.
Am Kreuz von Golgatha sehen wir Gottes Liebe für die Sünder und sei- nen Hass auf die Sünde. Seine Liebe für Sünder sehen wir darin, dass er es zuließ, dass Jesus am Kreuz für uns starb. Seinen Hass auf die Sünde sehen wir darin, dass er sein Angesicht von Jesus abwandte, als dieser am Kreuz die Sünde der Welt auf sich nahm.
Manchmal wird gefragt, wie ein Gott der Liebe Menschen in die Hölle schicken kann. Wie sieht die Hölle aus? Die Hölle ist ein Ort, der völ- lig von Gott verlassen ist – ein Ort, wo man Gott nicht finden kann. Diese Erde ist nicht von Gott verlassen. Darum existiert noch immer so viel Güte und Schönheit auf dieser Erde. Betrachte zum Beispiel die Schönheit der Schöpfung. Sieh, wie viel Anstand und Güte in vielen Menschen ist. Dämonen würden gerne von ALLEN Menschen Besitz ergreifen, aber sie können es nicht, weil Gott eine Mauer um die Men- schen zieht, sodass die Dämonen nicht tun können, was sie wollen. Es ist auch Gottes Gnade, die den Menschen Gesundheit, Reichtum und andere Annehmlichkeiten gewährt. Alle diese Segnungen gibt Gott so- wohl guten als auch schlechten Menschen. Dies alles sind Beweise, dass Gott diese Welt nicht verlassen hat. Aber die Hölle ist anders. In der Hölle gibt es überhaupt keine Gnade – denn die Hölle ist ein wahrhaft gottverlassener Ort.
In vielen Menschen dieser Welt, die nicht bekehrt sind, ist Güte, weil der Einfluss Gottes über ihnen ist. Aber wenn sie einmal in die Höl- le kommen, werden dieselben Menschen so böse wie der Teufel selbst sein – weil die Gnade Gottes nicht mehr länger über ihrem Leben ist.
In der Hölle werden die Menschen zum ersten Mal erleben, wie es ist, völlig von Gott verlassen zu sein. Das hat Jesus am Kreuz erlebt. In jenen drei Stunden der Finsternis, als Gott ihn tatsächlich verlassen hatte, erlebte Jesus am Kreuz die Hölle. Daran sehen wir, wie sehr Gott die Sünde hasst.
Wie lautet also die Antwort? Kann ein Gott der Liebe Menschen in die Hölle schicken? Die Antwort auf diese Frage liegt in der Antwort auf die folgende Frage: Konnte ein Gott der Liebe zulassen, dass sein eigener Sohn am Kreuz die Hölle durchmachte, als die Sünde der Welt auf ihm lag? Wenn er das zulassen konnte, kann er auch Menschen in die Hölle schicken. Ein Gott der Liebe wird sein Angesicht von den Menschen abwenden, die in Sünde verharren und zu ihm sagen: „Ich werde nicht auf dich hören. Ich habe meinen eigenen Weg gewählt und ich werde ihn für immer weitergehen.“
Die Bibel sagt in Sprüche 29,1 (frei übersetzt): „Ein Mensch, der oft zurechtgewiesen wurde und die Zurechtweisung nicht annimmt, wird eines Tages ohne weitere Chance vernichtet werden.“ Wenn ein Mensch immer wieder Gottes liebevolle Einladungen ab- lehnt, ist er in echter Gefahr.
Nun möchte ich nicht, dass übersensible Brüder oder Schwestern sich verdammt fühlen, wenn sie das hören – denn dieser Vers gilt nicht de- nen, die in Sünde fallen, sondern solchen, die die Sünde lieben und wei- ter sündigen wollen. Der Vers wurde nicht für Menschen geschrieben, die versuchen, ein reines Leben zu führen und doch immer wieder fal- len. Er wurde für Rebellen geschrieben, die sich Gott widersetzen und weiter sündigen wollen.
Wie kannst du wissen, ob du ein Rebell bist? Das ist sehr leicht. Frag dich einfach, ob du den Wunsch verspürst, Buße zu tun und dich wie- der Gott zuzuwenden. Wenn in dir auch nur das geringste Verlangen ist, dich Gott zuzuwenden und ihn zu lieben, zeigt das, dass der Heilige Geist noch immer in deinem Leben wirkt und dass Gott sich danach sehnt, dich zu ihm zu ziehen. Du bist vielleicht ein Versager, aber du bist kein Rebell. Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen jeman- dem, der VERSAGT und jemandem, der REBELLIERT.
Warum Gott Versagen zulässt
Als Gott das Versagen des Petrus zuließ, verfolgte er damit einen Zweck. Dieser Zweck bestand darin, Petrus zu sieben [zu läutern]. Satan wollte Petrus eigentlich völlig zerstören, aber das ließ Gott nicht zu. Gott lässt nicht zu, dass wir über unser Vermögen hinaus geprüft oder versucht werden. Also wurde es Satan nur erlaubt, Petrus zu sieben, und als ein Ergebnis seines Versagens wurde Petrus von einer Menge Spreu in sei- nem Leben gereinigt.
Das ist der wahre Grund, warum Gott auch unser Versagen zulässt. Ist es nicht etwas Gutes, wenn die Spreu aus unserem Leben entfernt wird? Gewiss. Wenn ein Bauer den Weizen erntet, muss er ihn sieben, bevor er ihn verwenden kann, denn nur so wird die Spreu vom Weizen ge- trennt.
Der Herr benutzt Satan, um die Spreu aus unseren Leben zu entfernen. Erstaunlicherweise erreicht Gott dieses Ziel, indem er es zulässt, dass wir immer wieder versagen! Gott benutzte Satan, um dieses Ziel in Pe- trus zu erreichen und ebenso wird er Satan in unseren Leben benutzen, um sein Ziel zu erreichen. In jedem von uns gibt es sehr viel Spreu – die Spreu des Stolzes, des Selbstvertrauens und der Selbstgerechtigkeit. Und Gott benutzt Satan dazu, uns wiederholt versagen zu lassen, um diese Spreu vollständig aus unserem Leben zu entfernen.
Ob der Herr sein Ziel in deinem Leben erreicht, weißt nur du allein. Aber wenn die Spreu entfernt ist, wirst du demütiger und weniger selbstgerecht sein. Du wirst nicht mehr auf andere herabschauen, die versagen. Du wirst dich nicht mehr für besser als andere halten.
Gott erlaubt also dem Satan, die Spreu aus unseren Leben zu entfer- nen, indem er zulässt, dass wir immer wieder versagen. Darum sei nicht entmutigt, wenn du versagst. Du bist immer noch in Gottes Hand. Es gibt einen herrlichen Plan, der durch dein Versagen erfüllt wird. Aber in solchen Zeiten darf dein Glaube an Gottes Liebe zu dir nicht aufhö- ren. Das hat Jesus für Petrus gebetet und das betet er heute für uns. Er betet nicht darum, dass wir nicht versagen, sondern er betet darum, dass auch an unserem Tiefpunkt unser Vertrauen in Gottes Liebe uner- schüttert bleibt.
Nur durch viele Erfahrungen des Versagens können wir den „Null- punkt“ erreichen, an dem wir wirklich gebrochen werden. Als Petrus diesen Punkt erreichte, hatte er eine zweite „Bekehrung“ (Lk 22,32; KJV). Er kehrte um. Das ist der Beweis, dass Jesu Gebet für Petrus er- hört wurde. Er blieb nicht einfach deprimiert liegen. Er verlor seinen Glauben nicht. Er stand auf. Gott hatte ihn an der langen Leine gehal- ten. Aber als Petrus ganz unten war, zog Gott ihn zurück.
Gottes Rettungsseil
Es ist wunderbar, ein Kind Gottes zu sein. Wenn Gott uns einmal er- griffen hat, legt er ein Seil um uns, um uns zu beschützen, ein sehr lan- ges, tief durchhängendes Seil, und vielleicht rutschst du aus, fällst viele tausend Male und entfernst dich vom Herrn. Aber eines Tages wirst du ans Ende des Seils gelangen. Und dann wird Gott dich wieder zu sich ziehen.
Natürlich kannst du dich in diesem Moment entscheiden, das Seil zu zerschneiden und wegzulaufen. Oder du kannst dich entscheiden, dich durch Gottes Güte brechen zu lassen, zu trauern und zu ihm zurück- zukehren. Das ist es, was Petrus tat. Weinend kehrte er zurück zum Herrn. Aber Judas Iskariot tat dies nicht. Er durchtrennte das Seil – in Rebellion gegen Gottes Autorität in seinem Leben – und war für immer verloren. Ich hoffe aber, dass du wie Petrus handeln wirst.
Jesus sagte dann zu Petrus: „Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.“
Erst als Petrus schwach und gebrochen war, wurde er wirklich stark – so stark, dass er seine Brüder und Schwestern stärken konnte. Wir können sagen, dass Petrus erst durch seine eigene Versagenserfahrung auf seinen geisterfüllten Dienst vorbereitet wurde. Wenn er ohne diese Erfahrung des Versagens mit dem Heiligen Geist erfüllt worden wäre, wäre er am Pfingsttag als ein stolzer Mann aufgestanden, als ein Mann, der nie versagte und deshalb geringschätzig auf die armen, verlorenen Sünder vor ihm herabgeschaut hätte. Und Gott wäre sein Feind gewor- den, denn Gott widersteht den Hochmütigen!
Das ist die Tragödie, die heute über viele Christen kommt, die einmal mit dem Heiligen Geist erfüllt waren. Sie sind nie gebrochen worden. Ihre Erfüllung mit dem Heiligen Geist war vielleicht echt, aber sie wur- den nie gebrochen. Und so verlieren sie die Salbung durch ihren Stolz sehr schnell.
Meine eigene Erfahrung
In meinem eigenen Leben lehrte mich Gott den Weg des Kreuzes und der Gebrochenheit, lange bevor er mich mit dem Heiligen Geist erfüll- te. Das war gut für mich, denn es bewahrte mich davor, Gott untreu zu werden. Gott zerstörte mein Selbstvertrauen und meine Selbstgerech- tigkeit in vielen Jahren des Versagens – ja, es waren Jahre des tägli- chen Versagens. Wenn ich für die 60 Jahre meines Lebens eine Kurve zeichnen würde, wäre sie etwa so: Als ich geboren wurde, war ich ganz weit hier oben – unschuldig und süß wie alle Babys, weil ich noch nicht gesündigt hatte. Nachdem ich bekehrt war (im Alter von 19 Jahren) lief eine Zeitlang alles gut – einige Jahre sogar. Die Kurve stieg langsam an. Aber als Gott damit begann, meinen Dienst zu segnen und ich in christ- lichen Kreisen bekannter wurde, wurde ich stolz und meine Kurve be- gann zu sinken, ohne dass ich es überhaupt merkte. Äußerlich war ich weiterhin ein bekannter Prediger. Aber mein inneres Leben und mein Weg mit Gott verschlechterten sich. Ich entwickelte mich innerlich zu- rück. Schließlich kam ich an einen Punkt, von dem ich sagen kann, dass es der Tiefpunkt meiner Lebenskurve war. Das war vor 26 Jahren. Da- mals dachte ich wirklich daran, meinen Dienst ganz aufzugeben – weil ich die Menschen nicht mehr länger damit täuschen wollte, etwas zu predigen, was ich selber nicht praktizierte, und damals verdiente ich nichts anderes als Gottes Gericht für meine Heuchelei und meine Rück- fälligkeit. Aber was tat Gott, anstatt mich zu richten und mich in die Hölle zu schicken? Er erfüllte mich mit dem Heiligen Geist.
Warum hat er das getan? Weil Gottes Wege nicht unsere Wege sind. Ich möchte euch ein Beispiel geben, damit ihr dieses Wunder versteht. Stell dir vor, du bist ein Angestellter in einer internationalen Firma und du bist der Firma untreu geworden, hast Anweisungen nicht befolgt, hast ihre Gutherzigkeit ausgenutzt und den Namen der Firma in den Schmutz gezogen. Eines Tages machst du einen schrecklichen Fehler – das ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Dein Vor- gesetzter kommt zu dir – und anstatt dich zu entlassen, teilt er dir mit: „Wir haben uns entschlossen, Ihnen zu vergeben und werden Ihnen von heute an ein dreifaches Gehalt zahlen“. Kannst du dir so etwas vor- stellen? Nein? Nun, daran sehen wir einfach, dass Gottes Wege nicht unsere Wege sind. Denn das ist ein Bild dessen, was Gott für mich vor 25 Jahren getan hat.
Was war die Folge davon, dass Gott mich auf diese Weise behandelt hat? Führte es dazu, dass ich Gottes Güte ausnutzte und nur noch mehr sündigte? Nein. Im Gegenteil, es ist so, wie es in Römer 2,4 heißt, „dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet“. Es brachte mich zum Trauern – und es hat mich gebrochen. Gottes Güte brach mich und gab mir das Verlangen, nun ein reines und heiliges Leben für ihn zu führen.
Aber ich will ehrlich mit euch sein. Meine Lebenskurve ist seitdem nicht stetig angestiegen. Nein. Ich habe noch immer meine Höhen und Tiefen, so wie andere kämpfende Christen auch. Wie Paulus habe ich „äußere Kämpfe und innere Ängste“. Ich brauche weiterhin die Hilfe meiner Brüder, um „getröstet zu werden“ (2Kor 7,5-6). Aber ich bin bestrebt, mich nach dem Vollkommenen auszustrecken.
Gott musste es zulassen, dass ich immer wieder in das Versagensloch gefallen bin, bevor er seinen Willen in mir durchsetzen konnte. Und er wartete, bis er mich 16 Jahre nach meiner Bekehrung und Wieder- geburt an diesen Nullpunkt brachte. Ich war damals 35 Jahre alt. Die Hälfte meines Lebens war vorbei. Vielleicht dauert es bei dir nicht so lange, weil du womöglich nicht so stur bist wie ich es war. Aber ich will euch mein Zeugnis geben, um euch zu ermutigen, damit ihr niemals die Hoffnung verliert. Wenn Gott es für mich tun konnte, dann kann er es für jeden von euch tun.
Es gibt keinen hoffnungslosen Fall. Hast du das gehört? NIEMAND IST EIN HOFFNUNGSLOSER FALL. Es gibt Hoffnung für jeden von euch, solange ihr am Leben seid. Die Hoffnung ist erst verloren, wenn du tot bist.Auch Petrus musste an einen solchen Tiefpunkt gelangen, bevor er so sein konnte, wie Gott ihn haben wollte.
Wenn wir einmal selbst am Boden lagen, können wir andere nicht ver- achten, die sich dort befinden. Danach können wir nicht mehr auf Sün- der oder auf Gläubige herabschauen, die rückfällig wurden oder sogar auf christliche Leiter, die gefallen sind. Wir können nie auf unseren Er- folg stolz sein, weil wir wissen, welch große Versager wir selbst einmal waren.
Kurzsichtige Christen
Darum warnte Petrus selbst andere Christen, indem er sagte: „Wer dies aber nicht hat, der ist blind und tappt im Dunkeln und hat vergessen, dass er rein geworden ist von seinen früheren Sünden“ (2Pt 1,9). Er warnt sie hier, dass sie blind und kurzsichtig werden, wenn sie dies ver- gessen. Ich will weder blind noch kurzsichtig sein. Ich möchte allezeit eine „weitsichtige“ Vision von himmlischen und ewigen Werten haben.
Wer sind diese kurzsichtigen Menschen? Es sind solche Menschen, die irdische Dinge wertschätzen – den Genuss der Sünde, materiellen Reichtum, menschliche Ehre und Anerkennung. All diese Menschen sind kurzsichtig. Diese Gläubigen müssen uns leidtun. Wenn du einen Menschen siehst, dessen Augenlicht so schlecht ist, dass er nur zwei Meter weit sehen kann, dann bist du nicht böse auf ihn. Er tut dir leid. Wenn du einen Menschen siehst, der ein Buch bis vor seine Nasenspit- ze halten muss, um lesen zu können, wirst du nicht böse auf ihn sein. Er tut dir leid, oder? Wenn der Augenarzt dem Patienten dicke Gläser aufsetzt und ihn fragt, ob er die Buchstaben an der Wand lesen kann und der Mann antwortet, dass er den obersten Buchstaben sehen kann, jedoch nicht genau sieht, ob es ein E oder ein S ist, was tut der Arzt? Wird er böse? Nein. Der Mann tut ihm leid.
Und wenn wir Gläubige sehen, die so kurzsichtig sind, um für Geld, den Genuss der Sünde und die Anerkennung von Menschen zu leben, dann nützt es nichts, sie zurechtzuweisen. Sie müssen uns leidtun, weil sie so schrecklich kurzsichtig sind. Sie werden all dies furchtbar bedauern, wenn sie eines Tages vor dem Herrn stehen.
Es gibt sehr viele solche Christen. Und wisst ihr, wie sie blind wurden? Sie haben „die Reinigung von ihren früheren Sünden“ vergessen (2Pt 1,9). Sie haben das Loch vergessen, aus dem Gott sie herausgeholt hat. Sie sind auf die Tatsache stolz geworden, dass Gott sie anschließend gesegnet hat.
Ich möchte niemals vergessen, aus welchem Loch Gott mich herausgeholt hat. Ich weiß, dass all meine Sünden getilgt wurden und dass Gott sich an keine einzige Sünde erinnert, die ich je begangen habe.
Eines Tages werde ich vor Gott stehen, als ob ich in den 60 Jahren mei- nes Lebens kein einziges Mal gesündigt hätte – weil ich „gerechtfertigt bin durch das Blut Christi“ (Röm 5,9). So sieht mich Gott. Aber ich wer- de nie vergessen, was ich einmal war. Gott sagt zu mir: „Ich will deiner Sünden nicht mehr gedenken“ (Hebr 8,12). Aber ich werde mich immer daran erinnern, was ich einst war.
Nun denke ich aber nicht in einer solchen Weise an meine Vergangen- heit, dass es Satan erlaubt wäre, mich durch Gedanken an meine Sün- den zu verdammen oder zu deprimieren. Nein, nie. „Also gibt es jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind“ (Röm 8,1). Wenn mich der Teufel anklagt, sage ich ihm direkt ins Gesicht, dass „das Blut Jesu mich von ALL meinen Sünden gereinigt hat“. Ich überwinde Satan „durch das Blut des Lammes“ (Offb 12,11). Aber ich werde niemals das Loch vergessen, in dem ich einst war, als Gott mir begegnete und mich mit seinem Heiligen Geist erfüllte.
So wie Gott einst zu Juda [Jerusalem] sprach, war ich „ein ungewoll- tes Kind, das aufs Feld geworfen wurde, und niemand blickte mitleidig auf mich … Als der Herr an mir vorüberging und mich in meinem Blut liegen sah, hob er mich auf, badete mich, bekleidete mich und machte mich vollkommen durch seinen Schmuck“ (Hes 16,5-6.9-10.14).
Unseren geistlichen Zustand erkennen
Wie steht es mit dir, mein Bruder, meine Schwester? Ich weiß, dass viele von euch mit dem Heiligen Geist erfüllt sind. Aber ich bin nicht si- cher, ob Gott euch gebrochen und euer Selbstvertrauen und euren Stolz zerschmettert hat. Ob dies stattgefunden hat, kann man sehr leicht he- rausfinden. Beantworte einfach diese ZWEI Fragen:
ERSTENS: Blickst du auf andere herab – vielleicht auf Menschen in anderen Glaubensgemeinschaften?
Wir stimmen mit vielen Christen nicht überein, wenn es um Lehrfragen geht, aber wir dürfen nie auf irgendjemanden herabschauen. Ich kann ehrlich sagen, dass ich manche Christen aus anderen Gemeinden für bessere Menschen halte als mich selber. Mit vielen kann ich wegen un- terschiedlicher Ansichten nicht zusammenarbeiten, aber ich verachte keinen von ihnen.
Sagst du jemals wie ein Pharisäer: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie andere Menschen“ (Lk 18,11)? Wenn das so ist, dann bist du kein gebrochener Mensch, egal welche Erfahrungen du mit dem Heili- gen Geist gemacht hast.
Und dann eine ZWEITE Frage: Bist du stolz auf deinen geistlichen Fortschritt oder auf deine Errungenschaften?
Ein gebrochener Mensch erkennt, dass in seinem Fleisch nichts Gutes wohnt und so fällt es ihm leicht, Gott die Ehre für alle Frucht in seinem Leben oder in seinem Dienst zu geben. Also sind dies die zwei Punkte, an denen man einen gebrochenen Men- schen erkennt:
1.Er blickt nicht auf andere Menschen herab – ob Gläubige oder Ungläubige.
2.Er rühmt sich nicht seines geistlichen Wachstums oder seines Dienstes.
Von Jakob lernen
Jakob ist das klassische Beispiel für einen Menschen, der von Gott er- folgreich gebrochen wurde. Er hatte zwei Begegnungen mit Gott – ein- mal in Bethel (1Mo 28) und dann in Pnuel (1Mo 32).
Bethel bedeutet „das Haus Gottes“ (ein Bild für die Gemeinde) und Pnuel heißt „das Angesicht Gottes“. Um das Angesicht Gottes zu schau- en, müssen wir weiter gehen als nur durch die Eingangstür der Gemein- de Gottes.
In Bethel, so lesen wir, „ging die Sonne unter“ (1Mo 28,11) – nur eine geographische Tatsache, aber auch ein Hinweis darauf, was in Jakobs Leben passierte, denn die darauffolgenden 20 Jahre waren eine Peri- ode tiefer Finsternis für ihn. Dann, heißt es, „ging die Sonne auf“ in Pnuel (1Mo 32,31) – wieder eine geographische Tatsache, aber ebenso war auch Jakob schließlich ins Licht Gottes gekommen.
Wie die ZWEI Bekehrungen des Petrus hatten auch viele Gläubige, die viele Jahre mit Gott lebten, ZWEI Begegnungen mit Gott. Die erste fand statt, als sie bei ihrer Wiedergeburt das Haus Gottes (die Gemeinde) betraten. Die zweite fand statt, als sie Gott von Angesicht zu Angesicht begegneten, sie mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden und ihr Leben verwandelt wurde.
In Bethel träumte Jakob von einer Leiter, die von der Erde zum Him- mel reichte. In Johannes 1,51 bezog Jesus diese Leiter auf sich selbst den Weg von der Erde zum Himmel. So war das, was Jakob gesehen hatte, eine prophetische Vision von Jesus, wie er den Weg zum Himmel auftut. Der Herr versprach Jakob in diesem Traum dann viele Dinge. Aber Jakob war so sehr auf die irdischen Dinge fixiert, dass er nur an weltliche Sicherheit, körperliche Gesundheit und finanziellen Reichtum denken konnte. Und so sagte er zu Gott: „Herr, wenn du auf dieser Rei- se über mich wachst, mir Nahrung und Kleidung gibst und mich sicher nach Hause bringst, werde ich dir 10 Prozent meines Einkommens ge- ben“. Jakob behandelte Gott wie einen Wächter, der auf ihn aufpassen sollte. Und wenn Gott dies täte, wollte Jakob ihm seinen Lohn bezahlen -10 Prozent seines Einkommens!
So behandeln viele Gläubige Gott auch heute noch. Sie wünschen sich von ihm nur materielle Annehmlichkeiten. Und wenn der Herr ihnen diese Dinge gibt, gehen sie regelmäßig in die Kirche und geben Geld für Gottes Werk. Solche Gläubige machen eigentlich einen Handel mit Gott, sie trachten wie ein weltlicher Geschäftsmann nach ihrem eige- nen Vorteil und Gewinn.
Jakob verbrachte 20 Jahre seines Lebens damit, irdische Dinge an sich zu reißen. Er versuchte, sich eine Frau aus der Familie Labans zu „schnappen“ und bekam zwei! Er wollte keine zwei Frauen, aber er be- kam sie trotzdem! Dann betrog er Laban und griff nach seinen Schafen und wurde ein reicher Mann. Er war mittellos zu Laban gekommen, aber am Ende war er dort ein wohlhabender Mann geworden. Ohne Zweifel schrieb er diesen Reichtum Gottes Segen zu – so wie viele Gläu- bige dies auch heute tun.
Was nützt ein guter Job, ein gutes Haus und viele Annehmlichkeiten, wenn unser Leben für Gott und andere Menschen nutzlos ist?
Aber was ist das wirkliche Kennzeichen für „Gottes Segen?“ Ist es Reichtum? Nein. Es besteht darin, in das Ebenbild Christi verwandelt zu werden.
Eine zweite Begegnung mit Gott
Aber Gott war mit Jakob noch nicht fertig. Er begegnete ihm ein zweites Mal in Pnuel.
Ich möchte euch sagen, meine Brüder und Schwestern, dass viele von euch eine zweite Begegnung mit Gott brauchen – eine Begegnung, die dann stattfindet, wenn ihr am Tiefpunkt eures Lebens angekommen seid –, und wenn Gott euch, anstatt zu richten und in die Hölle zu schi- cken, mit dem Heiligen Geist erfüllt!
Wir lesen in 1. Mose 32, dass Jakob Angst hatte, weil er gerade erfahren hatte, dass Esau (den er 20 Jahre zuvor um sein Erstgeburtsrecht be- trogen hatte) ihm entgegen kam. Er war sich sicher, dass Esau ihn töten würde. Es ist gut für uns, wenn Gott manche Situationen zulässt, die uns Angst einjagen. Denn wenn wir Angst davor haben, was Menschen uns antun könnten, werden wir Gott näher kommen.
In Pnuel war Jakob ALLEIN (1Mo 32,24). Gott muss zuerst dafür sorgen, dass wir allein sind, damit er uns begegnen kann.
Darum hat Satan das Leben in der modernen Welt (besonders in den Städten) so hektisch und geschäftig gemacht, dass sogar viele Gläubige kaum Zeit dafür haben, mit Gott allein zu sein. Ihr Leben ist so hek- tisch geworden, dass Dinge von geringer Priorität (wie Gott) aus ihrem Terminkalender gänzlich verdrängt wurden! Das ist die Tragödie des modernen Christentums.
Gott kämpfte in dieser Nacht viele Stunden lang mit Jakob, aber Jakob ergab sich nicht. Dieser Kampf war symbolisch dafür, was in den letzten 20 Jahren in Jakobs Leben geschehen war. Als Gott sah, dass Jakob hartnäckig war, renkte er ihm das Hüftgelenk aus. Jakob war zu dieser Zeit erst 40 Jahre alt und ein sehr starker Mann. Sein Großvater Abra- ham wurde 175 Jahre alt. So kann man sagen, dass Jakob noch in der Blüte seiner Jugend war und drei Viertel seines Lebens noch vor sich hatte. In diesem Alter ein ausgerenktes Hüftgelenk zu haben war das Letzte, was er gebrauchen konnte – denn es zerstörte alle Pläne, die er für seine Zukunft hatte. Auf heutige Verhältnisse übertragen entsprä- che es einem jungen Mann, der sich mit 20 Jahren die Hüfte ausrenkt und den Rest seines Lebens mit Krücken laufen müsste! So eine Erfah- rung kann niederschmetternd sein. Jakob konnte für den Rest seines Lebens nicht mehr ohne Krücken gehen.
Gott hatte so oft erfolglos versucht, Jakob zu brechen, dass er ihm schließlich eine permanente körperliche Behinderung zufügte. Und auf diese Weise konnte Jakob schließlich gebrochen werden.
Gott handelt vielleicht genauso mit uns, wenn er der Meinung ist, dass wir es brauchen. Er züchtigt nur jene, die er liebt, um sie vor mancher größeren Katastrophe zu bewahren.
Wenn aber Gott aufgehört hat, dich zu korrigieren, lässt er dich mögli- cherweise weiter bei guter Gesundheit leben, viel Geld verdienen und dein Leben verschwenden, selbst wenn du dich vom Glauben abwen- dest. Aber wer würde das wollen? Ich möchte lieber, dass Gott jetzt drastisch mit mir umgeht und mich züchtigt und mich bricht (auch körperlich, wenn es sein muss), damit ich mit Gott gehen und seinen Willen auf Erden tun kann.
Sogar der große Apostel Paulus brauchte einen Stachel im Fleisch, um gebrochen zu bleiben (2Kor 12,7). Paulus’ Stachel war vielleicht eine körperliche Beeinträchtigung, die ihn ständig plagte. Er betete immer wieder zu Gott, dass dieser „Bote Satans“ von ihm genommen würde. Aber Gott sagte: „Nein. Obwohl es ein Bote Satans ist, werde ich ihn nicht wegnehmen. Du brauchst ihn, um demütig zu bleiben – sodass du mir und deinen Mitmenschen nützlich sein kannst.“
Nachdem er Jakobs Hüfte ausgerenkt hatte, sagte Gott zu ihm: „Gut, ich habe meine Arbeit getan. Nun lass mich gehen. Du hast mich nie gewollt. Du wolltest nur Frauen und Geld.“ Aber Jakob ließ Gott jetzt nicht mehr gehen. Er war verändert – endlich! Dieser Mann, der sein Leben damit verbracht hatte, nach Frauen und Besitz zu greifen, greift nun nach Gott, hält sich an ihm fest und sagt: „Ich lasse dich nicht, es sei denn du segnest mich“. Was für ein großes Werk war in Jakobs Herz vollbracht worden, als seine Hüfte ausgerenkt wurde, dass er jetzt nur noch nach Gott verlangte.
Wie ein altes Sprichwort sagt: „Wenn du nichts mehr hast als Gott allein, wirst du merken, dass Gott mehr als genug ist.“ Das ist wahr.
EhrlichkeitNun fragt Gott ihn: „Wie heißt du?“ Und Jakob antwortet: „Mein Name ist Jakob“. „Jakob“ bedeutet „Betrüger“. Jakob gibt schließlich zu, dass er ein Betrüger ist.
Bist du vielleicht auch ein Betrüger? Hast du andere um dich herum getäuscht und dich als geistlichen Menschen ausgegeben? Wenn das so ist, wirst du heute ehrlich zu Gott sein und ihm sagen, dass du ein Heuchler bist?
Viele Jahre zuvor, als sein blinder Vater Isaak ihn nach seinem Namen fragte, hatte sich Jakob als sein Bruder Esau ausgegeben. Aber jetzt war er ehrlich. Und der Herr sagte sogleich zu ihm: „Du sollst nun kein Be- trüger (Jakob) mehr sein“ (Vers 28). Ist das nicht ein ermutigendes Wort? Hast du es gehört? „Du sollst nun kein Betrüger mehr sein“. Halleluja!
Es ist nicht so, dass wir nicht mehr sündigen. Aber es wird keinen Be- trug in unserem Leben mehr geben. Es wird keine Falschheit mehr in unserem Leben geben.
Und dann spricht Gott zu Jakob: „Dein Name soll nun Israel (Fürst Gottes) heißen, denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen“. Was für eine Verwandlung – von einem Betrüger zu einem Fürsten Gottes. Und alles wurde nur möglich, als Jakob gebro- chen war.
Das ist auch unsere Berufung – mit Christus als ein Königskind auf sei- nem Thron zu sitzen, geistliche Autorität über Satan auszuüben und Männer und Frauen aus Satans Fesseln zu befreien. Als Teil des Lei- bes Christi sollen wir Vollmacht bei Gott und bei Menschen haben und herrschen.
Wir sind dazu berufen, für alle Menschen ein Segen zu sein. Aber das kann nur geschehen, wenn wir gebrochen wer- den. Und wir können nur gebrochen werden, wenn wir Gott gegenüber in Bezug auf unsere Heuchelei und unseren Betrug ehrlich sind.
Als viele Jahrhunderte später Nathanael, ein Nachkomme Jakobs, Je- sus begegnete, sprach der Herr zu ihm: „Siehe, ein rechter Israelit, an dem kein Jakob (keine Falschheit) ist“ (Joh 1,47). Dann erinnerte er Nathanael an die Himmelsleiter, die Jakob in Bethel gesehen hatte und sagte zu ihm, dass auch er ein „Israelit“ sei – nicht weil Nathanael voll- kommen war, sondern weil keine Falschheit und kein Betrug in ihm waren.
Es heißt hier, dass Jakob den Ort „Pnuel“ nannte, weil er dort das Angesicht Gottes geschaut hatte. In Bethel war er in das Haus Gottes aufgenommen worden. Vielleicht bist du schon seit vielen Jahren im Haus Gottes und doch hast du das Angesicht Gottes noch nicht gese- hen. Dann brauchst du eine zweite Begegnung mit Gott – damit du sein Angesicht siehst.
Jakob sagte voller Freude: „Jetzt sehe ich dein Angesicht, o Gott, und mein Leben ist gerettet.“ „Ich hätte aus der Firma hinausgeworfen werden sollen, stattdessen wurde mein Gehalt verdreifacht!“ „Ich hätte in die Hölle kommen sollen, stattdessen hat er mich mit dem Heiligen Geist erfüllt! Halleluja!“
Die Fülle des Geistes - ein Geschenk Ich glaube, ich kenne nun den Grund, warum viele Gläubige nicht mit dem Heiligen Geist erfüllt sind. Sie versuchen, ihn sich zu verdienen. Sie versuchen, würdig genug für ihn zu sein. Massen von ernsthaften Menschen vieler Religionen streben auf diese Weise nach Vergebung ihrer Sünden. Warum erhalten sie keine Vergebung? Weil sie versu- chen, sie sich zu verdienen.
Wie hast du Vergebung für deine Sünden erhalten? Hast du sie ver- dient oder dir erarbeitet? Es kam ein Tag in deinem Leben, an dem du erkanntest, dass du Gottes Vergebung niemals verdienen wirst. Dann kamst du zu Jesus, nicht als Christ, sondern als Sünder. Und sofort wurden deine Sünden vergeben. Genauso müssen wir kommen, um die Fülle des Geistes zu erhalten.
Es gibt heute viele Gläubige, die fasten und beten und ausharren, um die Fülle des Heiligen Geistes zu empfangen. Das alles ist gut und nicht verkehrt. Aber wenn du es tust, um dich selbst würdiger zu machen, damit du die Fülle des Heiligen Geistes empfangen kannst, dann bist du auf dem Holzweg.
Wenn du die Fülle des Geistes nicht empfängst, zweifelst du vielleicht an Gott und sagst: „Herr, ich habe gefastet und gebetet und gewartet. Warum hast du mich nicht erfüllt?“ Aber du kannst den Heiligen Geist niemals verdienen oder erarbeiten, so wie du dir niemals die Vergebung deiner Sünden verdienen oder erarbeiten kannst. Beides sind Geschen- ke Gottes. Und du kannst für keines davon bezahlen. Du musst sie ohne Gegenleistung annehmen – oder du wirst sie nie bekommen.
Gottes Geschenke sind alle gratis. Aber der Mensch macht den Fehler und versucht, Gott dafür zu bezahlen und so bekommt er keines von ihnen. Wenn du versuchst, dich selbst für die Gaben Gottes würdiger zu machen, kannst du sie nicht bekommen. Das könnte der Hauptgrund dafür sein, warum du noch nicht mit dem Heiligen Geist erfüllt bist.
Als Jesus auf der Erde war, dachten die Pharisäer, sie verdienten die Vergebung mehr als sonst jemand. Aber sie erhielten sie nicht – und ka- men in die Hölle. Andererseits erhielten Sünder wie Maria Magdalena sofort Vergebung. In einem Augenblick wurde einem Räuber vergeben, der ein Leben lang kriminell gewesen war und am selben Abend, an dem er gekreuzigt wurde, ging er ins Paradies ein.
Gott gibt seine besten Gaben den Menschen, die sie nicht verdienen. Jene, die erst in der elften Stunde zur Arbeit im Weinberg eintrafen, wussten, dass sie nichts verdienten und wurden daher zuerst entlohnt. Aber jene, die schon früher da waren und dachten, dass sie ihren Lohn wirklich verdienten, erhielten ihren Lohn zuletzt.
In der Geschichte vom verlorenen Sohn lesen wir, dass der Vater einen Ring an seiner Hand hatte. Eines Tages nahm er ihn ab und gab ihn seinem jüngeren Sohn, der all sein Geld verschwendet hatte. Warum hat er ihn nicht seinem älteren Sohn gegeben? Weil der selbstgerecht war. Mit menschlichen Augen betrachtet hätte der ältere Sohn den Ring verdient. Aber der Vater gab ihn dem jüngeren Sohn.
Das ist Gottes Weg. Er handelt so, um den Stolz der Menschen zu de- mütigen, sodass sich in seiner Gegenwart niemand rühmen kann. Seine Wege sind nicht unsere Wege und seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken.
Wenn du diese Wahrheit verstanden hast, die ich hier darzustellen ver- sucht habe, dann hast du ein grundsätzliches Prinzip verstanden, wie Gott mit Menschen umgeht.
Gottes Güte leitet uns zur Buße
Die Güte Gottes hat mich am Anfang zur Buße gebracht. Und alle da- rauffolgende Güte, die Gott mir jemals zeigte, führte mich nur zu grö- ßerer Buße.
Lass die Güte Gottes auch dich dazu bringen, Buße zu tun. Nutze seine Güte nicht aus. Gott ist in vielerlei Art und Weise gut zu uns. Aber wir sollen uns nicht einbilden, dass er gut zu uns ist, weil er über uns glück- lich ist. Nein. Er ist zu allen Menschen gut. Seine Güte soll uns nur zur Buße führen. Und wenn wir uns ohne Falschheit ihm zuwenden, wird er uns auch seinen Ring an den Finger stecken. Er bewahrt diesen Ring eigens für Sünder wie uns auf.
Jesus sagte einmal sarkastisch zu den Pharisäern: „Die Starken bedür- fen des Arztes nicht, sondern die Kranken“ (Mt 9,12). Er war aus Liebe sarkastisch – um sie wachzurütteln. Aber sie wachten nicht auf.
Jesus ist nicht gekommen, um Menschen zu rufen, die sich selbst für gerecht halten, sondern er kam für solche, die sich eingestehen, dass sie Sünder sind. Es ist sehr gut möglich, dass viele von euch, die heute Morgen hier sitzen, so krank sind wie die Pharisäer es waren, ohne es zu merken – krank vor Heuchelei, Stolz und Selbstgerechtigkeit. Diese Krankheiten sind ernster als AIDS und Krebs – und sie können dich zerstören! Im Vergleich dazu sind andere Sünden wie Mord und Ehe- bruch bloß wie eine Erkältung oder ein Fieber. Du denkst vielleicht, dass der Mörder und der Ehebrecher krank sind. Aber du bist vielleicht kränker als sie beide!
Gott will uns sein Leben, seine Kraft und seine Vollmacht geben. Dar- um erlaubt er es, dass wir immer wieder versagen, bis wir schließlich gebrochen sind.
In der Geschichte von Hiob sehen wir, wie Gott ihn an den Tiefpunkt seines Lebens brachte, indem er zuließ, dass Hiob seinen Besitz, seine Kinder und seine Gesundheit verlor. In gewissem Sinne verlor er sogar seine Frau (die ständig an ihm herumnörgelte) und seine drei guten Freunde (die ihn missverstanden und kritisierten). Seine Freunde stell- ten sich als selbstgerechte Prediger heraus, die Freude daran hatten, ihn noch zu „treten, als er bereits am Boden lag“. Sie traten ihn immer weiter, bis Gott in seiner Gnade der Sache ein Ende bereitete. Mitten in dieser Bedrängnis rechtfertigte sich Hiob immer wieder. Als der Herr schließlich zu ihm sprach, sah Hiob die Verdorbenheit seiner Selbst- gerechtigkeit – und tat Buße. Er war ein gerechter Mann. Das war gut. Aber er war stolz auf seine Gerechtigkeit. Das war schlecht. Aber nach- dem Gott mit ihm fertig war, war er ein gebrochener Mann. Von da an suchte er nur noch Gottes Ehre. Gottes Plan für Hiob war erfüllt.
Gottes Angesicht schauen
Beachte, was Hiob zu Gott sagte, nachdem er gebrochen war: „Bis jetzt habe ich nur von all diesen Predigern von dir gehört, aber nun sehe ich dich von Angesicht zu Angesicht“ (Hi 42,5). Das war Hiobs Pnuel! Auch er sah das Angesicht Gottes und sein Leben wurde geschont.
Und was war die Folge? Er tat Buße in Staub und Asche (V. 6). Was vier Prediger sogar nach tagelanger Belehrung nicht geschafft hatten, voll- endete Gott in einem Augenblick durch eine Offenbarung seiner Güte. Es war Gottes Güte, die Hiob zerbrach und ihn zur Buße führte.
Die meisten von uns hören von Gott von Predigern in den Versamm- lungen. Was wir brauchen, ist eine Begegnung mit Gott von Angesicht zu Angesicht, damit wir seine Güte uns gegenüber sehen und dadurch gebrochen werden. Das hatte auch Petrus erlebt. Erinnerst du dich, was geschah, gleich nachdem Petrus den Herrn verleugnet und der Hahn zweimal gekräht hatte? Er sah das Angesicht des Herrn. Auch Petrus hatte sein Pnuel. Wir lesen, dass „sich der Herr umdrehte und Petrus ansah“ (Lk 22,61). Und was war die Folge? „Petrus ging hinaus und weinte bitterlich“ (V. 62).
Dieser Blick Jesu voller Güte und Vergebung brach das Herz dieses rau- en Fischers.
Unter dem alten Bund hatte Gott dem Volk Israel Gesundheit, Wohl- stand und viele materielle Segnungen verheißen. Aber es gab eine Segnung, die größer war als alle – diese wird in 4. Mose 6,22-26 be- schrieben. Dort lesen wir, dass Aaron aufgetragen wurde, das Volk fol- gendermaßen zu segnen: „Der Herr segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! Der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden!“
Ist es nicht schade, dass viele Gläubige heute nach geringeren Segnun- gen streben, wie Gesundheit und Wohlstand (welche auch die Ungläu- bigen ohne Gebete erhalten) und nach emotionalen Erfahrungen (von denen viele unecht sind) – statt nach dem größten Segen überhaupt, der unser Leben total verändern kann – einer Begegnung mit Gott von Angesicht zu Angesicht?
Wenn wir auch nie reich werden und nie geheilt werden mögen, so werden doch alle unsere Bedürfnisse gestillt sein, wenn wir nur Gottes Angesicht sehen. Hiob hatte Geschwüre an seinem ganzen Körper, als er Gott begegnete, aber er bat Gott nicht um Heilung. Er sagte: „Ich habe das Angesicht des Herrn gesehen und das ist mir genug“. Die drei Prediger, die vor- gaben, „Urteilsvermögen“ und „Gottes Worte“ zu haben, sagten Hiob, dass er für eine geheime Sünde in seinem Leben bestraft würde. Es gibt auch heute solche selbsternannten Propheten mit ihren falschen „So spricht der Herr“-Botschaften, die Gottes Volk verurteilen. Aber Gott drohte Hiob nicht mit Gericht, so wie es die drei Prediger taten.
Gott sprach mit Hiob nicht über seine Verfehlungen oder erinnerte ihn nicht einmal an die Klagen, die er in seiner Bedrängnis (gegen Gott) erhoben hatte. Gott offenbarte Hiob einfach seine Güte – seine Güte, die wir in dem wundervollen Universum sehen, welches er zur Freude der Menschen geschaffen hat, und in den Tieren, die er erschuf, damit sie dem Menschen untertan sind. Es war diese Offenbarung der Güte Gottes, die Hiob zur Buße führte. Viele nutzen Gottes Güte aus und missbrauchen sie. Aber Hiob führte sie zur Buße. Und dann segnete Gott Hiob mit dem Doppelten dessen, was er zu Beginn besessen hatte.
Gott will uns reichlich segnen – das ist letztlich seine Absicht, wenn er uns bricht – wie wir in Jakobus 5,11 lesen können. Das Ziel, das der Herr für Hiob im Auge hatte, war es, seine Selbstgerechtigkeit und sei- nen Stolz zu zerstören und einen gebrochenen Mann aus ihm zu ma- chen, damit Gott ihm sein Angesicht zeigen und ihn reichlich segnen konnte. Sogar die materiellen und körperlichen Segnungen, die Gott uns gibt, können uns ruinieren und uns von ihm entfernen, wenn wir sein Angesicht hinter all dem nicht sehen. Wie viele Gläubige gibt es heute, die sich durch materiellen Wohlstand von Gott entfernt haben. Nur ein Blick ins Angesicht des Herrn kann uns von unserem Verlangen nach dem, was die Welt anzubieten hat, befreien:
„Zeig mir dein Angesicht - nur einen Schimmer der göttlichen Liebe; und nie mehr werde ich träumen von anderer Liebe. Jedes geringere Licht ist nur dunkel, jede geringere Herrlichkeit nichts, alle Schönheit der Erde nie wieder schön angesichts dieses Lichts.“
Petrus sah das Angesicht des Herrn und weinte bitterlich. Wir könnten nun denken, dass Petrus endgültig gebrochen war. Aber nein. Der Herr musste ihn durch eine weitere Erfahrung des Versagens führen, bevor er bereit war für sein Pnuel.
Petrus geht wieder fischen
In Johannes 21,3 lesen wir, dass Petrus zu den anderen Aposteln sagte: „Ich gehe fischen“. Er meinte damit nicht, dass er nur an diesem Abend fischen gehen würde. Er meinte, dass er kein Apostel mehr sein wollte, weil er versagt hatte – und dass er wieder dauerhaft als Fischer arbei- ten wollte!
Petrus hatte seine Arbeit als Fischer einige Jahre zuvor aufgegeben, als der Herr ihn berufen hatte. Er hatte alles aufgegeben und war dem Herrn ernsthaft nachgefolgt, so gut er konnte. Aber er hatte versagt und nun dachte er, das Apostelamt sei nichts für ihn. Nachdem er dreiein- halb Jahre lang die wunderbarsten Botschaften gehört hatte, die je ge- predigt wurden, vom größten Prediger, der je gelebt hat, hatte er den Herrn öffentlich verleugnet – und dies nicht nur einmal, sondern drei- mal. Er hatte genug davon, sich als Apostel zu versuchen.
Aber etwas konnte er immer noch gut – fischen. Das hatte er getan, seit er ein Junge war und er war ein Experte darin. So beschloss er, wieder Fischer zu werden. Einige der anderen Apostel dachten ebenso. Auch sie hatten den Herrn in seiner schwersten Stunde im Stich gelassen und waren davongelaufen. So wollten auch sie wieder als Fischer arbeiten, weil sie als „Apostel“ versagt hatten!
Es waren aufrichtige Männer. Sie schätzten Jesu Botschaft und ihre Herzen hatten gebrannt, wenn sie ihm zuhörten. Sie wollten von gan- zem Herzen seine Jünger sein. Aber sie hatten versagt.
Vielleicht hast du ähnliche Erfahrungen gemacht. Vielleicht hast du mitreißende Botschaften gehört und warst bewegt davon. Vielleicht hat dein Herz gebrannt, als du Gottes Wort hörtest. Vielleicht hast du allem entsagt und wolltest dem Herrn von ganzem Herzen nachfolgen. Du hast vielleicht auch immer wieder „Entscheidungen“ getroffen, nach- dem du mitreißende Botschaften gehört hast. Und vielleicht hast du nach wiederholten Misserfolgen zu dir selbst gesagt: „Diesmal werde ich es wirklich schaffen“. Und du hast wieder versagt. Vielleicht siehst du nichts als einen Berg von Misserfolgen, wenn du heute zurückblickst, du hast abertausend Mal versagt. Vielleicht ist heute der eine oder an- dere von euch so mutlos, dass er denkt: „Es hat keinen Zweck. Ich kann genauso gut aufgeben. Dieses Evangelium funktioniert vielleicht für an- dere, aber es funktioniert nicht für mich. Ich bin schon zu weit weg. Ich werde es nie schaffen.“
Fühlst du dich so? Hast du dich entschieden, es nie mehr zu versuchen, weil es einfach keinen Sinn hat? Hast du dich entschlossen, in die Welt zurückzugehen, um Vermögen anzuhäufen oder um dich in irgendwel- che leere Vergnügungen zu stürzen? Denkst du, dass es besser gewesen wäre, wenn du vollends weltlich geblieben wärest, ohne den christli- chen Anstrich, statt zu behaupten, ein Jünger des Herrn Jesus zu sein?
Gottes Liebe hält uns
Nun, genauso haben sich die Apostel gefühlt, als sie zum Fischen zu- rückkehren wollten. Und der Herr erlaubte es ihnen und sagte: „Also los, versucht zu fischen und seht ob ihr damit Erfolg habt.“ So versuch- ten Petrus und seine Freunde die ganze Nacht, Fische zu fangen – und versagten kläglich. In ihrem ganzen Leben hatten sie keine so schlechte Nacht erlebt.
Wenn Gott dich einmal dazu berufen hat, sein Eigentum zu sein, wird er dich nicht mehr loslassen.
Er wird dafür sorgen, dass du beim Fischen versagst und bei allem, was du anfängst! Du kannst dich noch so sehr anstrengen, aber du wirst ver- sagen. Gottes Liebe wird nicht zulassen, dass du dein Leben für Nutz- losigkeiten verschwendest. Also, wenn du versuchst vor ihm wegzulau- fen, wirst du versagen, egal was du tust und wo immer du hingehst – bis du zu ihm zurückkommst.
Aber das gilt nicht für Menschen, die der Herr nicht berufen hat. So viele unehrliche Geschäftsleute und Politiker machen Schwarzgeld und erfreuen sich bester Gesundheit – ohne Gott. Warum lässt Gott das zu? Weil sie nicht seine Kinder sind. Aber von denen rede ich jetzt nicht. Ich spreche zu euch, die Gott bereits vor Grundlegung der Welt berufen hat, damit ihr sein Eigentum seid.
Tatsächlich gab es sehr viele Fische im See von Galiläa, und ich bin mir sicher, dass die anderen Fischer in dieser Nacht auch sehr viele Fische gefangen haben. Die Fische schwammen alle da, wo die anderen Boo- te waren. Gott hielt sie fern von Petrus’ Boot, sodass nicht einmal ein Fisch in dessen Nähe kam. Vielleicht kamen die anderen Fischer sogar zum Boot des Petrus und erzählten, welch guten Fang sie gemacht hat- ten. Und so müssen Petrus und seine Freunde sich noch mehr gewun- dert haben, warum sie gar nichts fingen!
Hast du dich je gefragt, warum du an der Börse nie so viel Geld verdie- nen konntest wie andere um dich herum? Fragst du dich, warum dein Unternehmen keine Millionengewinne einfährt wie andere Unterneh- men? Die Menschen um dich herum scheinen immer wohlhabender zu werden, aber bei dir will sich der Wohlstand anscheinend nicht einstel- len. Der Grund dafür könnte sein, dass Gottes Ruf auf deinem Leben ist und er will, dass du etwas Besseres bekommst als diese weltlichen Menschen.
Petrus wandte sich ab von Gottes Ruf in seinem Leben und Gott muss- te ihn erneut brechen, indem er ihn versagen ließ. Um 18 Uhr abends begannen die Apostel zu fischen. Aber Jesus kam nicht vor 5 Uhr am nächsten Morgen zu ihnen. Der Herr wusste, dass Petrus in dieser Nacht keinen einzigen Fisch fangen würde. Warum ist er dann nicht früher gekommen – sobald sie abgelegt hatten –, damit sie ihre Zeit nicht unnötig verschwendeten? Warum kam er nicht wenigstens um 21 Uhr abends? Warum hat er bis 5 Uhr am nächsten Morgen gewartet? Warum hat er gewartet, bis sie völlig erschöpft waren, nachdem sie 11 Stunden lang gekämpft und versagt hatten?
In der Antwort auf diese Fragen werden wir Gottes Plan erkennen und seine Absicht darin, warum er uns erlaubt zu versagen. Wir werden ver- stehen, warum er uns in der Vergangenheit trotz unserer wiederholten Hilferufe nie zur Hilfe kam, wenn wir uns abmühten, und warum man- che unserer dringlichsten Gebete noch immer unbeantwortet bleiben.
Als Petrus und seine Freunde an diesem Abend um 18 Uhr zum Fischen hinausfuhren, waren sie keine Versager. Sie waren voller Hoffnung. Gegen 21 Uhr hatten sie noch immer keinen Fisch gefangen und wa- ren vielleicht etwas entmutigt. Aber ihr Fischzug konnte noch nicht als „Versagen“ bezeichnet werden. Um Mitternacht mögen sie bereits de- primiert gewesen sein. Um 4 Uhr morgens verloren sie langsam alle Hoffnung. Aber sie mussten erst noch zu TOTALEN Versagern wer- den. Und dafür mussten sie noch schlechter dastehen. Die Kurve ih- res Selbstvertrauens sank immer weiter. Aber sie musste bis auf den Nullpunkt fallen – bis zum Tiefpunkt. Und das passierte erst um 5 Uhr morgens. Da waren sie bereit aufzugeben. Da müssen sie sich gesagt ha- ben: „Es hat keinen Sinn, es weiter zu versuchen. Lasst uns nach Hause gehen“.
In diesem Moment erschien der Herr. Das ist Gottes Weg. Und der Herr füllte ihr Netz bis zum Zerreißen. Noch nie im Leben hatten sie einen solchen Fischzug gemacht. An diesem Morgen fingen sie 153 große Fi- sche. Sonst hatten sie wahrscheinlich an guten Tagen 20 bis 30 Fische gefangen. Aber dies war wahrhaftig ein Wunder. Niemand hatte jemals an einem Tag so viele Fische in diesem See gefangen. Dieser Fang wür-de in die Rekordlisten des Sees von Galiläa eingehen! Sie würden sich für immer daran erinnern, dass der Herr an ihnen ein Wunder voll- bracht hatte, gerade dann, als sie alle Hoffnung aufgegeben hatten!
Bist du heute „mit deinem Latein am Ende“ und weißt nicht mehr, wo- hin du dich wenden oder was du tun sollst, denn wohin du dich auch gewandt hast, hast du nur Enttäuschung und Versagen erlebt? Dann bist du wahrscheinlich sehr nah an dem Punkt, an dem der Herr dir begegnen wird. Gib nicht auf. Er wartet nur darauf, dass dein Selbstver- trauen am Nullpunkt angelangt ist. Wenn er bis jetzt noch nicht zu dir gekommen ist, bedeutet das nur, dass die Kurve deines Selbstvertrau- ens noch nicht am Nullpunkt angekommen ist. Er sieht noch immer etwas an Kraft deines Ichs in dir, und auch die muss verschwinden. Lazarus musste sterben und begraben werden, bevor der Herr kam!
Was fragte sie Jesus, als er an diesem Morgen schließlich an das Ufer des Sees kam? Er wusste, dass sie keine Fische gefangen hatten. Und doch fragte er sie: „Jungs, habt ihr Fische gefangen?“ Vielleicht hat zu- nächst niemand geantwortet und er musste sie ein zweites Mal fragen. Und dann antworteten sie: „Nein“. Sie gaben zu, versagt zu haben. Sie waren ehrlich, so wie Jakob und Hiob zuvor. Das war alles, was der Herr von ihnen verlangte – zuzugeben, dass sie Versager waren.
Eine der größten Freuden meines Lebens war es, diese herrliche Wahrheit zu erkennen: Was Gott in jeder Lebens- lage vor allem von uns will, ist Ehrlichkeit. Dann kann er ein Wunder für uns tun.
„Habt ihr Fische gefangen?“. „Nein“. „Werft euer Netz auf der rechten Seite aus“. Und siehe, ein Wunder geschah!
„Wie ist dein Name?“ „Betrüger“. „Dein Name wird nicht länger Betrü- ger sein, sondern Fürst Gottes“. Und siehe, ein weiteres Wunder ge- schieht.
Das ist Gottes Weg, meine Brüder und Schwestern. Alles, was Gott von uns verlangt, ist Ehrlichkeit. Kannst du nicht heute ehrlich zu ihm sein?
Unsere Gemeinde ist wie ein Krankenhaus. Wir sind hier alle Patienten. Wir sind keine Spezialisten oder Experten. Manche von uns sind schon länger in diesem Krankenhaus als andere. Aber wir sind alle Patien-ten. Es gibt nur einen Arzt – und das ist Jesus selbst. Wir haben keine Fachärzte in unserer Mitte. Spezialisten und Fachärzte gibt es bei den selbstgerechten Menschen in Sekten, aber nicht in der Gemeinde des lebendigen Gottes. Alle sind in unserem Krankenhaus willkommen. Je ernster deine Krankheit ist, desto dringender musst du in unserer Mitte sein, um Heilung zu finden. Unsere Botschaft ist diese, dass „Christus Jesus in die Welt kam, um Sünder zu retten – unter denen wir die größ- ten sind.“
Rechtfertigung
Gott begegnet denen, die es nicht verdienen. Der Zöllner betete: „Gott, sei mir, DEM Sünder, gnädig!“ (Lk 18,13; NASB). Er nannte sich selbst „DEN Sünder“. Was er meinte war, dass er das Gefühl hatte, jeder um ihn herum sei ein Heiliger im Vergleich zu ihm! In seinen Augen war er DER EINZIGE SÜNDER auf Erden! Jesus sagte, dass dieser Mann gerechtfertigt nach Hause ging. Es sind nur solche Menschen, die Gott rechtfertigt.
Ich möchte euch erklären, was dieses Wort „rechtfertigen“ (englisch: to justify) wirklich bedeutet. [Das englische Verb „to justify“ bedeutet auch „ausrichten“ – der Autor benutzt hier ein Wortspiel, das man im Deutschen nicht adäquat wiedergeben kann]. Es ist ein wundervolles und ein befreiendes Wort (Lk 18,14).
Sieh dir die Seiten dieses Buches an. Siehst du, wie der rechte und der linke Rand jeder Seite perfekt gerade sind? In der Computersprache heißt dies „Zeilenausrichtung mittels Blocksatz“. Obwohl die Anzahl der Buchstaben in jeder Zeile unterschiedlich ist, ordnet der Compu- ter sie so an, dass der rechte Rand vollkommen gerade wird. Wenn du nun etwas schreibst, ohne den Text derart auszurichten, wirst du sehen, dass der rechte Textrand ungleichmäßig aussieht. Früher mit den me- chanischen Schreibmaschinen sahen alle Schriftstücke so aus. Es war unmöglich, eine Seite so zu schreiben, dass jede Zeile genau die gleiche Länge hat. Aber hier sehen wir das Wunder der „Ausrichtung/Justie- rung“ – und das passiert nicht einfach, indem man das letzte Wort in der Zeile trennt. Nein. Wenn du dir den Text in dieser Broschüre genau anschaust, wirst du sehen, dass es fast keine Trennungsstriche am Ende einer Zeile gibt – denn auch das würde nicht schön aussehen. Der Com- puter passt die Zwischenräume zwischen den Worten in jeder Zeile so an, dass jede Zeile hübsch ausgerichtet wird!
Sogar wenn du auf einer Seite bereits 30 Zeilen mit ungleichmäßigen Enden geschrieben hast, kannst du dem Computer den Befehl geben, alle Zeilen wieder auszurichten, die du geschrieben hast – siehe da, man muss nur auf eine Taste drücken und die Zeilen sind sofort aus- gerichtet!
Gott tut genau das Gleiche mit uns, wenn er uns rechtfertigt. Vielleicht hast du dein Leben in ein Chaos verwandelt und jeder Tag deines bishe- rigen Lebens endete mit einem zackigen Rand. Aber wenn du zu Chris- tus kommst, RECHTFERTIGT dich Gott in einem Augenblick! Jede Zeile deiner Vergangenheit wird perfekt gemacht – als ob du in deinem ganzen Leben kein einziges Mal gesündigt hättest – keine ge- zackten Ränder, sondern nur ein vollkommen gerader Rand.
Das ist erstaunlich, nicht wahr? Was der Computer mit deinen Texten macht, tut Gott mit unserem Leben. Hier haben wir ein Bild aus dem 20. Jahrhundert für das Wort „Rechtfertigung“.
Ich möchte euch noch etwas erklären. Wenn wir dem Computer ein- mal den Befehl gegeben haben, den Text auszurichten, wird jede Zeile, die wir danach schreiben, auch in der perfekten Ausrichtung mit den anderen Zeilen stehen. Rechtfertigung bezieht sich auf unsere Zukunft genauso wie auf unsere Vergangenheit. Dieses Evangelium ist wirklich fantastisch! Gott sieht uns jetzt in Christus. Wir haben nicht mehr un- sere eigene Gerechtigkeit, derer wir uns rühmen könnten. Christus selbst ist unsere Gerechtigkeit.
Wenn Gott uns rechtfertigt, wird es sein, als hätten wir in unserem Leben nie auch nur eine einzige Sünde begangen oder einen einzigen Fehler gemacht. Und wir sind weiterhin gerechtfertigt durch das Blut Christi – weil wir im Licht wandeln, reinigt uns das Blut Christi von all unseren Sünden –, von bewussten und unbewussten.
Einer der größten Fehler, die wir machen können, wenn wir die Hei- lige Schrift lesen, besteht darin, unser logisches Denken zu benutzen, als wollten wir ein mathematisches Problem lösen. Auf diese Weise können wir Gottes Gedanken nicht verstehen, denn Gott handelt nicht nach mathematischer Logik! Daher können wir mit Logik auch nicht herausfinden, ob wir noch Gottes Plan für unser Leben erfüllen kön-nen, nachdem wir in der Vergangenheit so viele Fehler gemacht haben. Nach der mathematischen Logik ist das unmöglich – denn wenn in der Mathematik auch nur ein Rechenschritt von vielen falsch ist, wird das Endergebnis immer falsch sein.
In Anwendung dieser Logik müsstest du sagen: Wenn du Gottes Willen in der Vergangenheit einmal verfehlt hast (egal ob du 2 oder 52 Jahre alt warst), könntest du Gottes perfekten Willen jetzt nicht mehr erfül- len, egal wie sehr du es versuchst und egal wie sehr du darüber Buße tust – weil es egal ist, in welchem Stadium du den Fehler in der Rech- nung machst (ob bei Stadium 2 oder 52), das Ergebnis wird sowieso falsch sein!
Aber Gott sagt: „Meine Wege sind nicht eure Wege“ (Jes 55,8-9).
Gottes perfekter Plan
Danke Gott dafür, dass sein Plan für unser Leben nichts mit mathema- tischer Logik zu tun hat. Sonst wäre es keinem Menschen (nicht ein- mal dem Apostel Paulus) möglich, Gottes perfekten Plan zu erfüllen. Denn jeder von uns hat mehr oder weniger oft versagt, und zwar auch nachdem wir Christen geworden sind – so viele Male! Wir haben sogar vorsätzlich gesündigt, als wir bereits Christen waren. Wer ehrlich ist, wird dies bereitwillig zugeben. Aber die wunderbare Nachricht ist, dass es für jeden von uns noch immer Hoffnung gibt.
Die Mathematik verdammt ausnahmslos jeden, der auch nur den kleinsten Fehler macht. 2 + 2 ergibt nicht 3,9999999. Es muss genau 4 ergeben, nicht mehr und nicht weniger.
Aber Gottes Pläne sind keine Mathematik. In seinem Plan sind Fehler notwendig. Nur durch Fehler und Versagen können wir gebrochen werden. Wir könnten also sagen, dass Versagen ein notwendiger Bestandteil unserer geist- lichen Erziehung ist. Jesus war der Einzige, der sein ganzes Leben nie versagt hat. Aber wir anderen (sogar die Besten unter uns) mussten alle von Gott durch un- ser Versagen gebrochen werden. Sogar Petrus und Paulus versagten immer wieder.
Freue dich also an der Botschaft des Evangeliums und möge die Güte Gottes dich zur Buße führen. Lass dich in ein Leben voller Freude und vollkommener Ruhe in Gott führen – einer Ruhe, die daher kommt, dass du weißt, dass Gott dich (für immer) „angenommen hat in seinem geliebten Sohn“ (Eph 1,6; KJV).
Täglich machen wir so viele Fehler. Wir rutschen aus und fallen in Sün- de – und sei es nur versehentlich oder unbewusst. Manchmal kann der Druck auf uns so groß werden, dass wir deprimiert und mutlos wer- den – dann tendieren wir dazu, noch mehr zu sündigen. Gott versteht unsere Belastungen und er fühlt mit uns. Er wird nicht zulassen, dass wir über unser Vermögen versucht werden, sondern uns einen Ausweg zeigen. Er kann alles in unserem Leben wieder geraderücken.
Das christliche Leben verläuft nicht nach menschlicher Logik. Es funk- tioniert durch die wunderwirkende Macht, die perfekte Weisheit und die vollkommene Liebe eines himmlischen Vaters.
Niemand kann sein Leben so leben, dass es wie auf perfekt geraden Zeilen mit einem vollkommenen Rand geschrieben ist. Gott ist es, der jeden von uns rechtfertigt/ausrichtet – sogar die Besten unter uns. Nie- mand kann sich vor Gott rühmen.
Ich möchte dir in Jesu Namen die folgenden Schlussworte mit auf den Weg geben: DU KANNST JETZT ANFANGEN, WO AUCH IMMER DU BIST, UND IMMER NOCH GOTTES VOLLKOMMENEN PLAN FÜR DEIN LEBEN ERFÜLLEN.
Und wenn du morgen versagst, geh sofort zu Gott und tue Buße und er wird dich erneut rechtfertigen.
Sag niemals, dass das Evangelium für dich nicht funktioniert. Wenn du versucht bist, so zu reden, dann hast du zu lange falschen Lehrern, gesetzlichen Predigern und dem Teufel zugehört. Hör auf damit, ihnen zuzuhören, hör auf, ihre Bücher zu lesen und höre von jetzt an auf Gott und auf sein Wort. Bekenne, was Gottes Wort sagt.
Möge dein Glaube in der Zeit der Prüfung nicht aufhören. Lasst uns füreinander beten, wie es der Herr für uns tut.
Amen, ja Amen!
Es gibt viele Brüder und Schwestern, die denken, dass sie den vollkom- menen Plan Gottes für ihr Leben jetzt nicht mehr erfüllen können, weil sie in ihrem Leben gesündigt und Gott enttäuscht haben.
Schauen wir uns an, was die Heilige Schrift dazu sagt und verlassen wir uns nicht auf unsere eigene Logik.
Wie die Bibel beginnt
Beachte, wie die Bibel beginnt: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (1Mo 1,1). Himmel und Erde müssen perfekt gewesen sein, als Gott sie erschaffen hat, denn aus seiner Hand kann nichts Unvollkom- menes oder Fehlerhaftes kommen.
Aber einige der Engel, die Gott erschaffen hatte, fielen von ihm ab. Dies wird in Jesaja 14,11-15 und Hesekiel 28,13-18 beschrieben. Zu dieser Zeit veränderte sich die Erde in einen Zustand, der in 1. Mose 1,2 als „wüst und leer“ beschrieben wird.
Im Rest von 1. Mose 1 wird beschrieben, wie Gott aus der wüsten, leeren Masse etwas so Schönes gemacht hat, dass er es selbst als „sehr gut“ beschrieb (1Mo 1,31). Wir lesen in 1. Mose 1,2-3: „Gottes Geist schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach…“ Und das war das Entscheidende.
Welche Botschaft beinhaltet das heute für uns?
Ganz einfach: Egal wie sehr wir versagt haben mögen oder wie groß das Chaos in unserem Leben ist – Gott kann durch seinen Geist und durch sein Wort immer noch etwas Herrliches aus unserem Leben machen.
Als Gott Himmel und Erde erschuf, hatte er einen vollkommenen Plan dafür. Dieser Plan musste jedoch außer Acht gelassen werden, weil Lu- zifer versagte. Aber Gott erneuerte Himmel und Erde und schuf aus dem Chaos etwas „sehr Gutes“.
Nun schau dir an, was als Nächstes geschah.
Gott erschuf Adam und Eva und begann ganz von vorne. Für die beiden muss Gott auch einen vollkommenen Plan gehabt haben, der natürlich nicht ihre Sünde vorsah, dass sie vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen aßen. Aber sie aßen von dem verbotenen Baum und durch- kreuzten Gottes ursprünglichen Plan für sie – wie auch immer dieser Plan genau ausgesehen haben mag.
Menschliche Logik versus göttliche Logik
Die Logik würde uns sagen, dass sie Gottes vollkommenen Plan nun nicht länger erfüllen konnten. Und doch: Als Gott sie im Garten sucht, sagt er ihnen nicht, dass sie nun für den Rest ihres Lebens leider nur seinen zweitbesten Plan bekommen. Nein. Er verspricht ihnen in 1. Mose 3,15, dass der Same der Frau den Kopf der Schlange zertreten wird. Das war die Verheißung, dass Christus für die Sünden der Welt sterben und den Satan auf Golgatha überwinden würde.
Kannst du diesen Gedanken logisch nachvollziehen?
Wir wissen, dass der Tod Christi seit Ewigkeit Teil von Gottes Plan ist: „… des Lammes, das geschlachtet ist von Grundlegung der Welt an“ (Offb 13,8). Und doch wissen wir auch, dass Christus nur deswegen ge- storben ist, weil Adam und Eva gesündigt und damit Gottes Plan durch- kreuzt haben. So können wir logisch schlussfolgern, dass Gottes voll- kommener Plan, Christus zu senden, damit er für die Sünde der Welt stirbt, erfüllt wurde – nicht TROTZ Adams Fehler, sondern WEGEN Adams Fehler! Wir hätten Gottes Liebe am Kreuz auf Golgatha nicht erfahren, wenn Adam nicht gesündigt hätte.
Das übersteigt unser logisches Denken und daher sagt die Schrift auch, dass „wir uns nicht auf unseren eigenen Verstand verlassen sollen“ (Spr 3,5).
Wenn Gott nach mathematischer Logik handeln würde, dann müssten wir sagen, dass es nur der zweitbeste Plan Gottes war, dass Christus auf die Erde kam. Aber es wäre Gotteslästerung, dies zu behaupten. Es war Teil von Gottes perfektem Plan für die Menschen. Aber weil Gott allmächtig und ewig ist, und weil er das Ende von Anfang an kennt, und weil er immer im Verborgenen in Liebe für uns plant, versagt unsere menschliche Logik, wenn wir versuchen, sein Handeln mit uns zu er- klären.
Gottes Wege sind nicht unsere Wege und seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. Der Unterschied ist so groß wie die Entfernung zwi- schen Himmel und Erde (Jes 55,8-9). Daher ist es gut für uns, unsere schlauen Begründungen und unsere Logik außer Acht zu lassen, wenn wir versuchen, Gottes Wege zu verstehen.
Was ist also die Botschaft, die Gott uns hier direkt aus den ersten Seiten der Bibel vermitteln möchte? Ganz einfach: Gott kann auch aus einem Versager etwas Herrliches machen und kann ihn trotz allem befähigen, seinen vollkommenen Plan für sein Leben zu erfüllen.
Das ist Gottes Botschaft an die Menschen – und wir dürfen sie nie ver- gessen: Gott kann einen Menschen nehmen, der immer wieder ver- sagt hat, und ihn befähigen, doch noch Gottes perfekten Plan zu erfüllen – nicht Gottes zweitbesten Plan, sondern Gottes besten Plan.
Das liegt daran, dass sogar das Versagen ein Teil von Gottes perfek- tem Plan gewesen sein mag, um diesen Menschen einige unvergessliche Lektionen zu lehren. Für die menschliche Logik ist das nicht zu begrei- fen, weil wir Gott so wenig kennen.
Gott kann nur gebrochene Männer und Frauen gebrauchen. Und eine Methode uns zu brechen, ist durch wiederholtes Versagen.
Eines der größten Probleme, die Gott mit uns hat, besteht darin, uns so zu segnen, dass der Segen uns nicht vor Stolz schwellen lässt. Seinen eigenen Zorn zu besiegen und dann darauf stolz zu sein, bedeutet in ein noch weit größeres Loch zu fallen als das, in dem man vorher war! Wenn wir Siege erleben, muss Gott uns demütig halten.
Ein echter Sieg über die Sünde wird stets von tiefster Demut begleitet. Hier dienen wiederholte Niederlagen dazu, unser Selbstvertrauen zu zerstören, damit wir überzeugt sind, dass es ohne Gottes befähigende Gnade keinen Sieg über die Sünde gibt. Wenn wir dann einen Sieg er- langen, können wir niemals damit prahlen.
Außerdem können wir andere nicht mehr verachten, wenn wir selber ständig versagt haben. Wir können mitfühlen mit Menschen, die gefal- len sind, denn durch unser eigenes zahlloses Versagen haben wir die Schwäche unseres eigenen Fleisches kennengelernt. Wir können „mit- fühlen mit denen, die unwissend sind und irren, weil wir auch selber Schwachheit an uns tragen“ (Hebr 5,2).
Ein logisch denkender Mensch könnte bei einer solchen Botschaft sa- gen: „Dann lass uns noch mehr sündigen, damit Gutes dabei heraus- kommt!“. Römer 3,7-8 antwortet einem solchen Menschen mit diesen Worten: „Wenn aber die Wahrheit Gottes durch meine Lüge herrlicher wird zu seiner Ehre, warum sollte ich dann noch als ein Sünder gerich- tet werden? Ist es etwa so, wie wir verlästert werden und einige behaup- ten, dass wir sagen: Lasst uns Böses tun, damit Gutes daraus komme? Deren Verdammnis ist gerecht.“
Nein, wir predigen nicht, dass wir sündigen sollen, damit Gutes dar- aus komme. Wir sagen auch nicht, dass wir Gottes Gnade ausnutzen können und vorsätzlich und trotzig im Ungehorsam gegenüber Gott verharren und dabei doch vermeiden können, dass wir ernten, was wir gesät haben. Nein.
Aber wir sagen, dass die menschliche Logik Gottes Gnade gefallenen Menschen gegenüber nicht begreifen kann.
Nichts ist für Gott unmöglich – nicht einmal uns in seinen vollkom- menen Willen zurückzubringen, nachdem wir ständig und jämmerlich versagt haben. Nur unser Unglaube kann ihn daran hindern.
„Euch geschehe nach eurem Glauben“
Wenn du sagst: „Aber ich habe zu oft versagt. Es ist unmöglich, dass Gott mich jetzt wieder in seinen perfekten Plan bringt“, dann wird es auch für Gott unmöglich sein, weil DU nicht an das glaubst, was er für dich tun kann. Aber Jesus sagte, dass für Gott nichts unmöglich ist – wenn wir nur glauben.
„Euch geschehe nach eurem Glauben“ ist Gottes Gesetz in allen Situa- tionen (Mt 9,29). Wir werden das bekommen, was wir glauben. Wenn wir glauben, dass für Gott etwas in unserem Leben unmöglich ist, dann wird es auch nicht erfüllt werden.
Andererseits wirst du vor dem Richterstuhl Christi feststellen, dass ein anderer Christ, der ein viel größeres Chaos in seinem Leben angerichtet hat, trotzdem Gottes perfekten Plan für sein Leben erfüllt hat – einfach weil er geglaubt hat, dass Gott die Scherben seines Lebens wieder auf- sammeln und etwas „sehr Gutes“ daraus machen kann.
Wie groß wird das Bedauern an dem Tag sein, wenn du erkennst, dass es nicht deine Fehler waren (egal wie viele), die Gottes Plan durchkreuzt haben, sondern dein Unglaube!
Die Geschichte vom verlorenen Sohn, der so viele Jahre verschwendet hat, zeigt, dass Gott auch Versagern sein Bestes gibt. Der Vater sag- te, „Schnell, bringt das BESTE Gewand“, für einen, der ihn so schwer enttäuscht hatte. Das ist die Botschaft des Evangeliums – ein neuer Anfang, nicht nur einmal, sondern immer wieder – WEIL GOTT NIE- MANDEN AUFGIBT.
Das Gleichnis vom Hausherrn, der ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen (Mt 20,1-16), lehrt dieselbe Botschaft. Die Leute, die zur elften Stunde eingestellt wurden, wurden zuerst bezahlt. In an- deren Worten: Die Arbeiter, die 90 Prozent ihres Lebens verschwendet (11/12) und nichts von ewigem Wert vollbracht hatten, konnten mit den restlichen 10 Prozent ihres Lebens noch immer Herrliches für Gott tun. Das ist eine unglaubliche Ermutigung für alle, die versagt haben.
„Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre“ (1Joh 3,8).
Dieser Vers bedeutet eigentlich, dass Jesus kam, um in unserem Le- ben „alle Knoten zu lösen, die der Teufel gebunden hat“. Stell dir das so vor: Jedem von uns gab Gott, als wir geboren wurden, ein sauber aufgerolltes Fadenknäuel. Dann begannen wir, Tag für Tag zu leben und den Faden vom Knäuel abzurollen und dabei machten wir (durch die Sünde) immer mehr Knoten hinein. Heute, nach vielen Jahren des Fadenabrollens, sehen wir verzweifelt Tausende von Knoten in unse- rem Fadenknäuel. Aber Jesus kam, um „die Knoten zu lösen, die der Teufel gebunden hat“. So gibt es Hoffnung sogar für die Menschen mit den schlimmsten Knoten im Knäuel. Der Herr kann jeden Knoten lösen und dir wieder ein perfekt aufgerolltes Fadenknäuel zurück in die Hand geben. Das ist die Botschaft des Evangeliums: Du kannst einen neuen Anfang machen.
Du sagst: „Das ist unmöglich!“ Nun, dann wird dir nach deinem Glau- ben geschehen. In deinem Fall wird es unmöglich sein. Aber ich höre jemand anderen, dessen Leben schlimmer aussieht als deines, sagen: „Ja, ich glaube, dass Gott dies in mir tun wird“. Ihm wird auch nach sei- nem Glauben geschehen. In seinem Leben wird Gottes perfekter Plan erfüllt werden.
Das Gleichnis vom Töpfer
In Jeremia 18,1-6 sprach Gott sein Wort zu Jeremia durch ein prakti- sches Bild. Jeremia sollte zu dem Haus eines Töpfers gehen und dort sah er, wie der Töpfer versuchte ein Gefäß herzustellen. Aber das Gefäß „missriet in der Hand des Töpfers“. Und was tat der Töpfer? „Da mach- te er ein anderes Gefäß daraus, wie es ihm gefiel.“
Dann kommt die Anwendung: „Kann ich nicht ebenso mit euch umge- hen wie dieser Töpfer?“, war die Frage des Herrn (V. 6). Setze deinen Namen auf der punktierten Linie ein, dann ist es Gottes Frage an dich: „Kann ich nicht ebenso mit dir ………… umgehen wie dieser Töpfer?“ Wenn es eine Gott wohlgefällige Betrübnis über deine Fehler in deinem Leben gibt, so wird, auch wenn deine Sünden blutrot sind, nicht nur dein Herz weiß gemacht werden wie Schnee – wie es im alten Bund ver- heißen ist (Jes 1,18) –, sondern Gott verspricht noch mehr unter dem neuen Bund: „Ich werde deiner Sünden nicht mehr gedenken“ (Hebr 8,12).
Was auch immer deine Vergehen oder Fehler sind, du kannst mit Gott neu beginnen. Und selbst wenn du in der Vergangenheit schon tausend neue Anfänge gemacht und immer wieder versagt hast, kannst du heute den 1001. neu- en Anfang machen. Gott kann aus deinem Leben noch immer etwas Herrliches machen. Solange wir am Leben sind, gibt es Hoffnung.
Also gib nie auf, Gott zu vertrauen. Für viele seiner Kinder kann er kei- ne mächtigen Taten vollbringen, nicht weil sie in der Vergangenheit versagt haben, sondern weil sie ihm jetzt nicht vertrauen.
Geben wir also „Gott die Ehre, indem wir stark im Glauben werden“ (Röm 4,20), indem wir ihm zukünftig in den Dingen vertrauen, die wir bis jetzt für unmöglich gehalten haben.
Alle Menschen – Jung und Alt – können Hoffnung haben, egal wie oft sie in der Vergangenheit versagt haben, wenn sie nur ihre Fehler erken- nen, demütig sind und Gott vertrauen.
Somit können wir alle aus unseren Fehlern lernen und weiterhin Gottes perfekten Plan für unser Leben erfüllen.
Und in kommenden Zeitaltern kann Gott uns als Beispiele dafür benut- zen, was er aus totalen Versagern machen kann, „damit er den über- schwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweise in Chris- tus Jesus“. (Eph 2,7). Halleluja!
Amen, ja Amen!