
Der 1. Johannesbrief wurde geschrieben, als Johannes etwa 95 Jahre alt war. Er war der einzige lebende Apostel zu dieser Zeit. Alle anderen waren getötet worden. Johannes hatte den Pfingsttag und die gewaltige Erweckung erlebt, mit der die Gemeinde Jesu Christi begonnen hatte. Er sah zu seiner Zeit auch den Niedergang vieler Gemeinden [Kirchen], die mit einer Erweckung begonnen hatten.
Vielleicht hatten die anderen Apostel, die früher gestorben waren, diesen Niedergang nicht in demselben Ausmaß erlebt wie Johannes. Aber Johannes sah, dass viele Gemeinden, die einst mit enormer Kraft, großem Eifer und mit der Fülle des Geistes begonnen hatten, einen solchen Niedergang erlebt hatten, dass sie ihre erste Liebe verloren hatten und auch auf andere Weise rückfällig geworden waren (wie wir in Offenbarung 2 und 3 lesen).
Aber die Ältesten (Boten) in diesen rückfälligen Gemeinden saßen immer noch auf ihren Thronen. Einer der Ältesten hatte nur einen Namen, dass er lebte, obwohl er eigentlich tot war. Ein anderer war so lauwarm, dass der Herr ihn warnte, er würde ihn aus seinem Mund ausspeien. Wieder ein anderer erlaubte der falschen Prophetin Isebel, die Menschen in die Irre zu führen. All diese schrecklichen Dinge geschahen in ihren Gemeinden, und doch lehnten sich diese Ältesten einfach zurück und taten nichts dagegen. Sowohl die Gemeinden als auch die Ältesten hatten ihren Eifer verloren. Das war der Zustand der Gemeinden am Ende des ersten Jahrhunderts.
Stell dir vor, wie betrübt Johannes gewesen sein muss und wie sehr er getrauert haben muss. Mit dieser Last in seinem Herzen schreibt er seinen ersten Brief. Das ist der Hintergrund dieses Briefes.
Es ist wichtig zu sehen, was Johannes in seinem Brief hervorhebt und was nicht – denn der Zustand der Christenheit heute ist dem, was ich gerade beschrieben habe, sehr ähnlich.
Im 18., 19. und 20. Jahrhundert gab es in verschiedenen Teilen der Welt große geistliche Bewegungen – mächtige Bewegungen, die Gott durch Menschen, die Ihn kannten, in Gang setzte. Diese Bewegungen wurden unter Erweckung geboren, aber sie sind alle auf das gleiche Niveau herabgesunken wie die Gemeinden zur Zeit des Johannes. Kompromisse und Korruption sind unter ihnen weit verbreitet. Die Ältesten haben den Weg Bileams eingeschlagen und trachten nach Geld. Sie lassen unmoralische Verhaltensweisen unter den Menschen in ihren Gemeinden zu. Auch das ist ein Teil des Weges Bileams, der Israel in die Irre führte, indem er sie dazu brachte, mit den Töchtern Moabs zu sündigen.
Wir sehen so viele Ähnlichkeiten zwischen dem, was heute in den christlichen Gemeinden geschieht, und dem, was am Ende des ersten Jahrhunderts geschah. Das Problem liegt nicht in erster Linie in der Lehre, sondern im Leben. Evangelikale und charismatische Gemeinden sind alle den Weg der Welt gegangen. Die geistliche Kraft, die sie einst hatten, ist verschwunden!
Mit der Last der rückständigen Gemeinden auf dem Herzen schreibt Johannes in 1. Johannes 3viel über die Liebe zueinander. „Daran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels offenbar“ (1. Johannes 3,10). Johannes teilt hier alle Menschen auf der Welt in zwei Kategorien ein – „Kinder Gottes“ und „Kinder des Teufels“ . Und er sagt, dass man den Unterschied auf diese Weise herausfinden kann: „Jeder, der nicht Gerechtigkeit übt, ist nicht aus Gott, ebenso wer seinen Bruder nicht liebt.“ Das ist eine sehr klare Unterscheidung. Wer seinen Bruder nicht liebt, ist nicht von Gott. Er mag vielleicht viele Gründe haben, warum er seinen Bruder nicht lieben kann, aber er ist nicht von Gott.
In den Versen 11 und 12 lesen wir: „Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben sollen; nicht wie Kain, der aus dem Bösen war und seinen Bruder Abel erschlug.“
Als Jesus über gerechte Menschen sprach, begann er mit Abel. Er sagte: „Vom Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut des Zacharias ...“ (Matthäus 23,35).
Abel war also ein Gerechter. Aber Kain gehörte, wie wir gesehen haben, zu dem Bösen [Teufel], weil er seinen Bruder getötet hat. In 1. Johannes 3,12 heißt es weiter: „Und warum erschlug er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht.“
Ich möchte, dass du diesen Vers sorgfältig liest. Er sagt nicht, dass Kains Taten böse waren, nachdemer Abel erschlagen hatte. Nein. Er sagt, dass seine Taten schon böse waren, bevorer Abel erschlug.
Warum hat Kain seinen Bruder erschlagen? Weil er ein böser Mensch war. Wir haben oft gehört, dass Gott Abel annahm, weil er ein Blutopfer darbrachte, und dass Gott Kain verwarf, weil er kein Blutopfer darbrachte. Aber es geht um mehr als das. Schau, was hier über Kain steht: „Seine Werke waren böse, die seines Bruders aber gerecht.“
Und Johannes fährt in Vers 13 fort: „Verwundert euch nicht, meine Brüder, wenn euch die Welt hasst!“ Er spricht von Kain, der Abel hasste. Wundert euch nicht, wenn die Welt euch hasst. Der Hass ist das Kennzeichen der Söhne Kains und aller, die „dem Weg Kains“ folgen (wie Judas es in Vers 11 seines Briefes nennt).
In Vers 14 sagt Johannes: „Wir wissen, dass wir aus dem Tod zum Leben gelangt sind“ – nicht, weil wir getauft wurden und nicht, weil wir an Brot und Wein teilhaben, nein, sondern „weil wir die Brüder lieben. Wer den Bruder nicht liebt, der bleibt im Tod “. Johannes denkt immer noch an Kain, wenn er dies schreibt.
Wir sollen alle Menschen lieben. Dabei spielt es keine Rolle, zu welcher Kirche die anderen gehören. „Jeder, der einen Bruder hasst, ist ein Mörder.“ Jeder, der einen anderen hasst, ist ein Mörder. „Und ihr wisst, dass kein Mörder ewiges Leben bleibend in sich hat.“ Der Weg Kains ist der Weg des Hasses.
Im Gegensatz dazu sagt Johannes in Vers 16, dass der Beweis der Liebe darin besteht, dass man, anstatt seinen Bruder zu töten, sich selbst tötet! Du gibst dein Leben hin. „Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er Sein Leben für uns hingegeben hat; auch wir sind es schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.“
Beachte, dass es in beiden Fällen einen Tod gibt. In dem einen Fall töten wir unsere Brüder und in dem anderen Fall sterben wir uns selber!
Kain hat seinen Bruder getötet. Das ist der Weg des Bösen. Die Kinder des Teufels offenbaren sich, indem sie ihre Brüder und Schwestern erschlagen. Die Kinder Gottes offenbaren sich dadurch, dass sie ihr eigenes selbstzentriertes Leben in den Tod geben.
Kain schlug Abel mit einem Stein den Kopf ein. Aber heute sind die Menschen sanfter – sie benutzen keine Steine, sie benutzen ihre Zunge! Wenn du deine Brüder und Schwestern mit deiner Zunge niedermachst, schlecht über sie redest und sie in den Augen anderer schlecht und klein aussehen lässt, tötest du sie tatsächlich.