Disziplinierung von Ältesten in der Gemeinde

Autor :   Zac Poonen
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Gegen Ende des ersten Jahrhunderts wären einige naive Gläubige vom großen Eifer und dem Dienst des führenden Ältesten der Gemeinde in Ephesus beeindruckt gewesen. Auch dieser Älteste selbst mag auf seine Arbeit für den Herrn stolz gewesen sein und damit geprahlt haben. Aber jene Gläubige (und der Älteste selber) wussten nicht, dass der Herr eine ganze andere Meinung von ihm hatte. Der Herr sah ihn als jemanden an, der so schlimm gefallen war, dass seine Gemeinde kurz davor war, nicht mehr länger [als Gemeinde Jesu] anerkannt zu werden. Der Herr sagte zu ihm : „Ich kenne deine Werke und deine Bemühung und dein standhaftes Ausharren, und dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die behaupten, sie seien Apostel und sind es nicht, und hast sie als Lügner erkannt; und du hast [Schweres] ertragen und hast standhaftes Ausharren, und um meines Namens willen hast du gearbeitet und bist nicht müde geworden. Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Bedenke nun,wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Sonst komme ich rasch über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegstoßen, wenn du nicht Buße tust!" (Offb 2,1-5).

Der Älteste war vom Segen des Herrn über seiner Arbeit so aufgeblasen geworden, dass er aus der Gnade gefallen war, ohne es überhaupt zu merken. Er hatte von der Bewunderung der Mitglieder seiner Gemeinde gelebt und war für seinen eigenen Stolz blind. Daher warnte ihn der Herr durch den Apostel Johannes, dass seine Gemeinde nicht mehr anerkannt werden würde („Ich werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegstoßen"), wenn er nicht Buße täte. Was würde geschehen, wenn er nicht Buße tat? Dann würde der Herr diese Gemeinde nicht mehr als Seine Gemeine anerkannt haben. Dann würden die Überwinder in dieser Gemeinde diese verlassen (Offb 2,7) und angefangen haben, sich irgendwo anders zu versammeln.

Wenn ein Ältester unwillig ist, sich zu demütigen und Buße zu tun, dann müssen die Anweisungen in 1. Timotheus 5,19-21 befolgt werden:

„Höre nicht auf Klagen gegen einen Ältesten, es sei denn es gibt zwei oder drei Zeugen, um ihn anzuklagen. Wenn er in der Tat gesündigt hat, dann sollte er vor der ganzen Gemeinde zurechtgewiesen werden, damit sonst niemand seinem Beispiel folgt. Ich ermahne dich ernstlich vor Gott und dem Herrn Jesus Christus und den heiligen Engeln, dass du dies befolgst, ob der Älteste nun ein spezieller Freund von dir ist oder nicht. Alle müssen genau gleich behandelt werden" (Living Bible; frei übersetzt).

Wenn ein Ältester korrigiert oder diszipliniert werden muss, möchte Gott, dass die ganze Gemeinde darüber informiert wird. Der Grund dafür ist, dass alle Gläubigen in einer Gemeinde wissen müssen, warum ein Ältester diszipliniert wird. Sie dürfen nicht glauben, dass dies aus einer Voreingenommenheit gegenüber dem Ältesten heraus oder auf Grund irgendeines persönlichen Grolls getan wird.

Als der Herr dem Apostel Johannes auftrug, dem Ältesten in Ephesus und an vier andere rückfällige Älteste über ihre Fehler zu schreiben (Offb 2 und 3), trug Er daher Johannes auf, Kopien dieser Briefe an alle sieben Gemeinden in dieser Region zu schicken, damit sie in all diesen Gemeinden öffentlich vorgelesen werden (Offb 1,11). Eine solche öffentliche Bloßlegung des Versagens dieser Ältesten wird für die Ältesten bestimmt sehr beschämend gewesen sein. Stell dir vor, wie peinlich es für den Ältesten der Gemeinde in Laodizea (und für seine Familie) gewesen sein muss, zu hören, dass in allen Gemeinden vorgelesen wurde, dass er in den Augen des Herrn, ein „elender, erbärmlicher, armer, blinder und nackter Ältester" war (Offb 3,17).

Gott stellt Älteste öffentlich bloß, weil Er nicht möchte, dass ihre Gemeindemitglieder zusammen mit ihnen abfallen. Wenn der Herr jemanden als einen Ältesten in Seiner Gemeinde ernennt, gibt Er ihm eine große Ehre. Aber wenn dieser Älteste aufgeblasen wird und sich weigert, sich zu demütigen, dann wird der Herr ihn öffentlich

bloßstellen. „Wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern" (Lk 12,48).

Als Petrus Jesus den Vorschlag machte, das Kreuz zu meiden, wies ihn der Herr öffentlich zurecht und nannte ihn in der Gegenwart aller „Satan" (Mt 16,23). Die meisten hätten gedacht, dass es geistlicher gewesen wäre, Petrus zur Seite zu nehmen und ihn sanft und privat zu korrigieren. Aber Gottes Wege sind nicht unsere Wege. Jesus wies Petrus öffentlich zurecht, sodass es jeder hören konnte. Und das war die stärkste Zurechtweisung, die Er jemals einem Menschen gab. In einer ähnlich starken Weise sehen wir unseren Herrn, wie Er öffentlich eine Peitsche benutzte, als er sah, wie geldgierige Menschen im Tempel Gottes die Armen ausbeuteten (Joh 2,15-16). Die meisten Menschen hätten es vorgezogen, eine weniger dramatische Methode anzuwenden. Aber „der Eifer für die Reinheit von Gottes Haus verzehrte Jesus" (Joh 2,17) - auf eine Weise, von der die meisten Gläubigen heute nichts wissen, weil sie nicht denselben Eifer haben.

Als Petrus bei einer bestimmten Frage Kompromisse machte, folgte Paulus dem Beispiel Jesu und wies Petrus öffentlich, in der Gegenwart der anderen Gläubigen, zurecht. Später schrieb Paulus über diesen Vorfall sogar an alle Gläubigen in den Gemeinden in der Region von Galatien, damit auch sie Kenntnis von Petrus' Versagen erhielten (Gal 2,11-13). Die meisten Menschen würden an Paulus auszusetzen haben, dass er auf diese Weise über einen gottesfürchtigen Mann wie Petrus schrieb - und besonders weil er an unreife Gläubige in Galatien schrieb. Aber der Grund dafür ist, dass wir Gottes Wege nicht kennen. Paulus war vom Heiligen Geist inspiriert, das aufzuschreiben, was er schrieb - und das wurde in Gottes Wort aufgenommen, um uns zu lehren, das Gottes Handlungsweise sich von unserer unterscheidet - und es ist für uns gut, das wir uns selber demütigen und das anerkennen.

Als unsere erste Bitte beim Gebet lehrte uns der Herr zu beten, „Dein Name werde geheiligt". Gottes Name wird jedoch jedes Mal entehrt, wenn christliche Prediger Leute bitten, Geld für ihr Werk zu spenden. Dadurch stellen sie unseren Herrn als einen Liebhaber von Geld und jemanden, der nach Geld giert, dar.

Gottes Name wird entehrt, wenn christliche Leiter andere Gläubige dominieren und sie von ihnen abhängig machen. Jesus war ein Diener, und Er sagte seinen Jüngern, sie sollten Diener anderer und keine „Wohltäter" sein (Lk 22,25-26). Wenn wir für andere Menschen Wohltäter sind, dann binden wir sie an uns und nicht an Christus. Ein solches Herrschen über andere hält sie davon ab, zur Reife zu gelangen und selber starke Leiter für die nächste Generation zu werden.

Wenn Älteste und Prediger Christi Namen auf eine solche Weise entehren, müssen jene, die im Herrn Autorität über sie haben, sie geduldig zurechtweisen - und sie dann bloßstellen, wenn sie sich nicht ändern. Diejenigen, die Autorität haben, müssen mit demselben Eifer für die Reinheit von Gottes Haus reagieren wie Jesus und Paulus das taten.

Wer hat die Autorität, einen Ältesten zu disziplinieren? Die Antwort ist sehr einfach. Wer die Autorität hat, einen Ältesten zu ernennen, hat auch die Autorität, ihn zu disziplinieren. In Apostelgeschichte 14,23 sehen wir, dass es die Apostel waren, die Älteste ernannten. Und daher konnten sie auch diese Ältesten disziplinieren. Versuche das niemals zu tun, es sei denn, dass Gott dir eine solche Autorität verliehen hat.

Der Apostel Johannes berichtet von einem Ältesten, der sich weigerte, eine solche Korrektur anzunehmen: „Ich habe der Gemeinde geschrieben; aber Diotrephes, der bei ihnen der Erste sein möchte, nimmt uns nicht an. Darum will ich ihm, wenn ich komme, seine Werke vorhalten, die er tut, indem er uns mit bösen Worten verleumdet; und damit nicht genug, er selbst nimmt die Brüder nicht auf und verwehrt es auch denen, die es

tun wollen, und stößt sie aus der Gemeinde hinaus" (3Joh 9-10). Es mag Johannes gewesen sein, der Diotrephes als Ältesten eingesetzt hat - aber Diotrephes mag glücklich gewesen sein, Johannes' Autorität zu akzeptieren, als er zum Ältesten ernannt wurde. Aber er war unwillig, später vom selben Apostel Disziplinierung und Zurechtweisung anzunehmen. In seinem Stolz hatte Diotrephes seinen Sitz als Diener (der wahre Sitz eines Ältesten) in einen Thron verwandelt, auf dem er als ein König saß!

Als sich das Werk der Gemeindegründung im ersten Jahrhundert ausweitete, konnte Paulus nicht immer selber zu einer Gemeinde reisen, um dort Älteste zu ernennen. Dann übertrug er diese Aufgabe gottesfürchtigen Männern, denen er vertraute - Männer wie Timotheus oder Titus -, um in seinem Auftrag Älteste zu ernennen (siehe Tit 1,5). Das ist das neutestamentliche Muster.

Ein Großteil der Gemeinde Jesu Christi ist heute zu einer toten religiösen Institution verkommen, statt ein geistliches Kraftwerk für Gott zu sein, weil eine solche apostolische Autorität fast überhaupt nicht mehr zu finden ist. Daher sind Gläubige gegenüber Sünde und Kompromissen weich geworden. Das führte in der Folge dazu, dass sie jede starke Predigt gegen Kompromisse als „eine harte Botschaft" betrachteten. Auch viele Jünger Jesu nannten Seine Predigt „hart", sie nahmen daran Anstoß und verließen Ihn (Joh 6,60-66).

Am Ende von Paulus' Leben verließen ihn auch viele seiner Mitarbeiter, weil sie Paulus' Botschaften und seine apostolischen Zurechtweisungen ebenfalls „hart" fanden. Aber einige Treue blieben bis zum Ende seines Lebens bei Paulus (siehe 2Tim 1,15-16). Mit ihnen zusammen vollendete Paulus seinen Lauf erfolgreich - und folglich wurden Gottes Zwecke zu seiner Zeit voll erfüllt (2 Tim 4,7).

Der Heilige Geist sagt: „Denn es müssen auch Parteiungen unter euch sein, damit die Bewährten unter euch offenbar werden" (1Kor 11,19). Durch solche Spaltungen unter Seinem Volk scheidet Gott auch heute noch das Licht von der Finsternis - genauso wie Er es zu Beginn der Zeit tat (1Mo 1,4). Auf diese Weise - durch treue Männer - wird die Kirche vom Herrn von Generation zu Generation als ein reines Zeugnis für Seinen Namen bewahrt.

Wenn du den ganzen Ratschluss Gottes stark und kraftvoll verkündigst, wirst du feststellen, dass Leute Anstoß nehmen und dich verlassen, und deine Botschaft als „zu hart" bezeichnen - genauso wie Leute Jesus und Paulus verließen. Aber einige treue Menschen werden die Wahrheit Gottes annehmen und bleiben - und durch sie wird Gottes Kirche gebaut.

Gott hält heute nach gottesfürchtigen, demütigen Leitern Ausschau, die treu zu Ihm stehen, die sich stark gegen jede Form von Sünde und Kompromiss stellen, und die niemals danach trachten werden, Menschen zu gefallen. Der Leib Christi wird durch solche Menschen gebaut - auf die Art und Weise, wie Gott ihn bauen möchte.

Möge der Herr uns in Demut bewahren und uns helfen, in dieser Zeit des Rückfalls und des geistlichen Niedergangs Ihm gegenüber treu zu sein.

Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Originalartikel: Discipline of Elders in the Church