Mein Predigtstil

Autor :   Zac Poonen
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Gott entschied in Seiner großen Weisheit, dass Er Menschen durch die ,,Torheit der Predigt" retten würde (1Kor 1,21). Die Verkündigung von Gottes Wort ist daher das größte Werk, an dem irgendein Mensch beteiligt sein kann. Ich fühle mich sehr geehrt, dass Gott mich zu diesem Dienst berufen hat. Aber Predigen ist auch jener Dienst, der von geldliebenden Predigern und Verführern am meisten missbraucht wurde.


Uns ist aufgetragen, ernsthaft nach der Gabe der prophetischen Rede [Prophetie] zu streben (welches die Gabe ist, in einer solchen Weise zu predigen, dass Menschen dadurch ermutigt, herausgefordert und zugerüstet werden ­ 1Kor 14,1.3). Daher begann ich diese Gabe zu suchen, sobald ich getauft war (im Alter von 21 Jahren).


Und als Gott mich mit dem Heiligen Geist salbte (im Alter von 23 Jahren), gab Er mir auch diese Gabe. Am Anfang war ich versucht, Menschen mit meinem Predigen zu beeindrucken und sie gefühlsmäßig zu bewegen. Aber eines Tages stellte mir der Herr die Frage: ,,Möchtest du Menschen helfen oder möchtest du sie beeindrucken?" Ich sagte, dass ich ihnen helfen möchte. Darauf sagte der Herr: ,,Dann versuche nicht, sie zu beeindrucken." Es war nicht einfach, die Versuchung, Menschen zu beeindrucken, zu überwinden, aber ich kämpfte dagegen an und überwand sie allmählich.


Jeder Prediger hat seinen eigenen speziellen Predigtstil. Die meisten indischen Prediger ahmen charismatische amerikanische Prediger nach. Ich traf die Entscheidung, dass es für mich das Beste wäre, meine Predigt nach Jesu Predigtstil auszurichten. Daher studierte ich die Art und Weise, wie Jesus predigte.


Das Erste, was ich bei Jesus sah war, dass Er nur das predigte, was Er bereits praktiziert hatte. Er tat zuerst und lehrte dann (Apg 1,1). Daher hatte seine Predigt stets eine praktische Anwendung. Ich wusste, dass die Bibel mir auftrug, ,,die prophetische Rede nur dem Glauben gemäß zu üben" (Röm 12,6) ­ mit anderen Worten, nur bis zum Grad meiner geistlichen Erfahrung. Aber ich versagte in diesem Punkt, weil ich der Versuchung erlag, Menschen zu beeindrucken. Und so endete ich für ein paar Jahre in einem rückfälligen Zustand. Aber Gott war barmherzig mit mir, Er erfüllte mich im Januar 1975 erneut mit Seinem Heiligen Geist und stellte mich wieder her. Ich traf damals die Entscheidung, dass ich danach nur das predigen würde, was ich bereits praktiziert hatte oder (zumindest) wonach ich ernstlich trachtete. Gott führte mich dann durch verschiedene Prüfungen, um mich Seine Wege und wie ich Ihm in schwierigen Situationen vertrauen sollte, zu lehren. Dadurch wuchs ich an Glauben und Weisheit ­ und ich konnte diesen Glauben und diese Weisheit durch meine Predigt an andere weitergeben.


Zweitens predigte Jesus stets in der Kraft des Heiligen Geistes. Als Er mit zwei Jüngern nach Emmaus ging, predigte Er zwei Stunden lang zu ihnen und ihr Herz brannte in ihnen während dieser zwei Stunden. Ich hielt mir dieses Beispiel vor Augen und wollte jedes Mal auf diese Weise predigen. Ein Hähnchenschenkel, den man gerade aus der Gefriertruhe genommen hat, ist total unappetitlich. Aber wenn der gleiche Hähnchenschenkel am Feuer gebraten wird, macht es einem den Mund wässrig. Das ist der Unterschied zwischen kalter Wahrheit und derselben Wahrheit, die mit dem Feuer des Heiligen Geistes gepredigt wird. Völlige Abhängigkeit von der Salbung des Heiligen Geistes ist daher in all meinen Predigten das Wichtigste. Ich bete jedes Mal, wenn ich predige, dass Gott mich auf eine solche Weise salbt, dass meine Worte die Herzen der Leute zum Brennen bringen.


Drittens sprach Jesus sprach in erster Linie den Verstand der Menschen und nicht ihre Gefühle an. Seine Predigt forderte die Menschen heraus, überführte sie und führte sie zum Glauben und zum Gehorsam. Er peitschte ihre Gefühle nie auf eine solche Weise auf, wie es viele Prediger heutzutage tun. Uns ist befohlen, Gott von ganzem Herzen und mit unserem ganzen Verstand [Denken] zu lieben. Ich glaubte, dass all meine Predigten wie gut gekochte Mahlzeiten sein müssen ­ sowohl nahrhaft als auch schmackhaft!! Daher musste ich mich mehr anstrengen, eine Predigt vorzubereiten, als sich irgendeine Hausfrau je Zeit nahm, eine gute Mahlzeit vorzubereiten. Eine gute Hausfrau bereitet ihr Essen auf eine attraktive Weise zu.


Auch ich musste meine Gedanken klar anordnen, bevor ich predigte. Viele Prediger tun das nicht ­ und sie vergeuden letztendlich die Zeit der Leute, indem sie in ihrer Predigt umherschweifen. Gott ist ein Gott der Ordnung (1Kor 14,33.40) ­ und Er wird verherrlicht, wenn eine Botschaft in einer ordentlichen, verständlichen Weise präsentiert wird.


Viertens hatte Jesus aus zwei Gründen das richtige Wort zu jedem Anlass: Er hörte ständig auf Seinen Vater (Jes 50,4) und Er hatte eine große Liebe für Menschen. Ich studierte Gottes Wort in all meinen freien Augenblicken, um Gottes Sinn genau zu erkennen. Viele Prediger studieren Hebräisch und Griechisch, um die Heilige Schrift zu verstehen. Aber ich sah, dass das, was ich benötigte, nicht eine Kenntnis dieser Sprachen war, sondern die Offenbarung des Heiligen Geistes, da Er der Autor des Wortes Gottes ist. Der Heilige Geist lehrte mich viele herrliche Wahrheiten, die ich von keinem Menschen jemals gehört hatte. Diese Wahrheiten führten mich zu einem innigen Wandel mit Gott und erretteten mich von den Verführungen und Fälschungen, die heute das Christentum überfluten. Der Heilige Geist befähigte mich, diese Wahrheiten anderen zu lehren. Der Heilige Geist überflutete mein Herz auch mit Liebe und Mitgefühl für Sein Volk (Röm 5,5). Somit wurde mein Dienst mehr und mehr zu einem Dienst der Ermutigung und Überführung, und nicht zu einem von Legalismus und Verurteilung.


Fünftens war Jesu Predigt stets interessant ­ und nie langweilig. Es ist eine Sünde, die Zeit der Menschen zu vergeuden. Die meisten Prediger erkennen nicht, dass den Menschen Zeit zu stehlen dasselbe ist, wie wenn man ihnen ihr Geld stiehlt. Wenn wir eine Gemeinde von 200 Menschen nur eine Viertelstunde langweilen, haben wir sie 50 Stunden ihrer Zeit beraubt. Wenn ihr durchschnittliches Gehalt 50 Rupien pro Stunde beträgt, hätten wir von ihnen somit in diesen 15 Minuten 2500 Rupien gestohlen. Daher betete ich zu Gott, dass Er mir helfen würde, auf eine interessante Weise zu predigen und nie jemand zu langweilen. In den ersten Tagen konnte ich das nur für kurze Zeitspannen tun. Daher gab ich damals nur kurze Predigten. Als ich in der Erkenntnis des Herrn wuchs, konnte ich über längere Zeitspannen predigen.


Sechstens benutzte Jesus viele einfache bildhafte Darstellungen, um Seine Botschaft klarzumachen. Er sprach über Brot, Fische, Vögel, Bäume, Blumen, Perlen, Bauern, Gebäude usw. Seine einfachen Darstellungen machten die tiefen Wahrheiten, über die Er sprach, viel leichter verständlich. Er strebte nicht danach, sich einen Namen zu machen, indem Er komplizierte Erklärungen benutzte, die nur kluge Menschen verstehen konnten. Ich strebte auch in diesem Punkt danach, Jesu Beispiel zu folgen. Manchmal sah ich auf einige der am wenigsten gebildeten Menschen, die in meiner Gemeinde saßen und predigte auf ihrem Niveau. Dann stellte ich fest, dass meine Botschaften von jedermann verstanden werden konnten.


Ich fragte kleine Kinder nach meiner Predigt, ob sie meine Botschaft verstanden hatten. Wenn das nicht der Fall war, wusste ich, dass meine Predigt noch einfacher werden musste.


Siebtens benutzte Jesus Humor und manchmal Übertreibungen. Er sprach von einem Kamel, das durch ein Nadelöhr ging, von Menschen, die Mücken aussieben und Kamele verschlucken, Er sprach von denen, die Balken in ihren Augen hatten, während sie nach Splittern in den Augen anderer Ausschau hielten ­ und somit entlarvte Er Heuchelei und geistlichen Stolz. Humor kann eine Botschaft schärfen und sie interessant machen, genauso wie Gewürze der Nahrung Geschmack beifügen. Einige Prediger gehen damit jedoch in ein Extrem und versuchen, die Leute die ganze Zeit zum Lachen zu bringen (bloß um einen Ruf für ihren Humor zu bekommen). Solche Prediger werden zu Zirkusclowns! Ich benutze in meinen Predigten Humor nie, um Menschen zu unterhalten ­ sondern nur, um sie während einer langen Botschaft wach zu halten oder um einen Punkt zu betonen.


Achtens wiederholte Jesus Seine Botschaften viele Male. Er trachtete nicht nach Ehre, die man bekommen kann, wenn man bei jeder Gelegenheit etwas Neues oder Phantastisches predigt. Menschen müssen die gleiche Wahrheit viele Male hören, bevor sie von ihr ergriffen sind. So entschied ich mich, dass ich nicht versuchen würde, Menschen zu beeindrucken, indem ich in jeder Botschaft etwas Neues predigte, sondern ich wiederholte eine Botschaft oft, bis die Menschen von dieser Wahrheit ergriffen waren. Aber jedes Mal, wenn ich eine Botschaft wiederholte, versuchte ich sie auf eine frische Weise zu präsentieren, so wie mich der Geist leitete.


Neuntens sprach Jesus ohne Notizen. Weil Sein Wandel mit dem Vater so innig und vertraut war, gab Ihm der Heilige Geist Worte ein, sogar während Er predigte. Die meisten Prediger können nicht so predigen, weil sie keinen so innigen Wandel mit Gott haben. Und daher ist es für 99 % der Prediger das Beste, ihre Predigten sorgfältig vorzubereiten und schriftliche Notizen zu benutzen, wenn sie effektiv predigen wollen. Auf diese Weise begann ich. Aber heutzutage spreche ich die meiste Zeit ohne irgendwelche Notizen zu verwenden. Aber wenn ich ein Bibelstudium gebe, verwende ich immer noch Notizen und notiere mir die Bibelverse, damit ich keinen Vers vergesse. Daher bin ich kein Sklave davon, entweder Notizen zu verwenden oder nicht zu verwenden, da keine dieser Methoden geistlicher ist als die andere. Wenn jemand ohne Notizen effektiv predigen möchte: 1. Sollte er viele Jahre mit Gott gewandelt sein, damit er aus der Erfahrung seines Lebens sprechen kann.


2. Muss er unter der Salbung des Heiligen Geistes leben und die übernatürliche Gabe der prophetischen Rede haben.


3. Muss er die Bibel so gut kennen, damit er weiß, was die Bibel über irgendein Thema lehrt.


4. Muss er ein gutes Gedächtnis haben, damit er weiß, wo die Bibelverse zu irgendeinem Thema zu finden sind.


5. Sollte er gute Kommunikationsfähigkeiten haben, damit er die Aufmerksamkeit der Leute über die volle Länge seiner Botschaft aufrechterhalten kann.


Wenn jemand nicht alle diese Eigenschaften hat, ist es für ihn besser, beim Predigen Notizen zu verwenden.


Schließlich hat Jesus beim Predigen nie geschrien (Mt 12,19). Er rief in Seinen Botschaften auch nicht hin und wieder ,,Halleluja". Ich bin auch in diesem Punkt Jesus gefolgt. Wenn Prediger in ihren Predigten schreien, ist es gewöhnlich nicht das Feuer des Heiligen Geistes, sondern es sind einfach ihre fleischlichen Versuche, Menschen zu manipulieren; und ihre ,,Hallelujas" sind bloß eine Gewohnheit oder ,,Zeitfüller", während sie nachdenken, was sie als Nächstes sagen sollten! In meiner Predigt habe ich danach gestrebt, die Leute dazu zu bringen, dem Wort Gottes zu gehorchen, das Kreuz täglich auf sich zu nehmen und Jesus nachzufolgen ­ und sie nicht bloß eine kurze Zeit gefühlsmäßig zu bewegen. Das Ziel meiner Predigt war es, ,,einen jeden Menschen in Christus vollkommen zu machen" (Kol 1,28-29; 1Tim 1,5).


Originalartikel: Jesus ­ Our Example As A Preacher und My Style of Preaching