Unsere unverwechselbare Berufung als Kirche

Autor :   Zac Poonen
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Was ist unsere Berufung als eine Kirche in den verschiedenen Orten, wo Gott uns platziert hat? Es gibt mindestens sieben Bereiche, in denen unsere Betonung sich von dem, was gegenwärtig in weiten Teilen des Christentums die Norm ist, unterscheidet, wenn wir ohne Kompromisse treu zu Gottes Wort sein wollen.


1. Nicht Größe, sondern Heiligkeit Babylon (die falsche Kirche) wird im Buch der Offenbarung elfmal ,,die Große" genannt. Jerusalem (die Braut Christi) andererseits wird ,,die heilige Stadt" genannt (siehe Offb 12-21).


Wenn wir danach trachten, in den Augen der Welt als eine ,,Kirche" groß zu sein, dann driften wir in Richtung Babylon ab. Jesus sagte, dass das, was bei den Menschen hoch geachtet wird, aus Gottes Sicht ein Gräuel ist (Lk 16,15). Wir müssen daher ständig prüfen, ob es irgendetwas in unserer Kirche gibt (sogar wenn es die Musik oder die Predigt sind), das gesagt oder getan wird, um Menschen zu beeindrucken. Zahlen sind in den Augen von Menschen immer beeindruckend.


Wenn wir erpicht darauf sind, anderen die Wachstumsstatistiken unserer Kirche zu präsentieren, dann ist das ein sicheres Kennzeichen von Babylon. Das heißt nicht, dass Gott nicht daran interessiert ist, die Zahl unserer Mitglieder zu erhöhen. Er ist gewiss daran interessiert ­ wenn Er feststellt, dass wir eine Herde sind, die Er anderen Seiner Schafe (die ernsthaft sind) empfehlen kann. Aber zahlenmäßiges Wachstum ist nicht unbedingt ein Zeichen von Gottes Segen ­ denn die ketzerischen Sekten sowie auch die heidnischen Religionen wachsen zahlenmäßig.


Sehr oft sind ihre Statistiken beeindruckender als die vieler christlicher Gruppen.


Heiligkeit ist das Merkmal der wahren Kirche (Jerusalem). Daher wird Wachstum in Jerusalem durch Wachstum an Heiligkeit gemessen ­ was die Liebe füreinander einschließt. Jesus sagte, dass der Weg zum Leben schmal ist und dass nur wenige ihn finden. Menschen, die die enge Pforte als so eng verkünden wie Jesus es tat, werden feststellen, dass sich nur wenige ihrer Kirche anschließen (Mt 7,13-14).


Wenn wir andererseits die Pforte breiter machen als Jesus es tat, werden wir leicht zahlenmäßig wachsen. Das ist der Punkt, wo ein Großteil des Christentums vom Weg abgekommen ist. Jesus sprach über die enge Pforte und über den schmalen Weg im Zusammenhang mit der ,,Bergpredigt" (Mt 5-7). Der Inhalt dieser Kapitel beschreibt daher, was die enge Pforte und den schmalen Weg ausmacht.


1. Korinther 3,13 macht deutlich, dass es die Qualität unserer Arbeit ist, die vom Herrn am Gerichtstag beurteilt wird ­ nicht die Quantität. Ein Dienst der Qualität kann nur von dem ausgehen, der sich ständig selber richtet ­ ,,der bei verzehrendem Feuer und ewiger Glut wohnt" (Jes 33,14).


In diesem Punkt soll sich unsere Kirche von allen Glaubensgemeinschaften um uns herum unterscheiden. Wenn dieses Unterscheidungsmerkmal verloren geht, werden wir als eine weitere tote Glaubensgemeinschaft enden.


2. Nicht das äußerliche Leben zuerst, sondern das innerliche Im alten Bund lag die Betonung immer auf dem Äußerlichen ­ ,,wegen des Härte des menschlichen Herzens" (Mt 19,8). Das Gesetz betonte äußerliche Reinheit. Im Gegensatz dazu betont der neue Bund zuerst Reinheit ,,im Inneren des Bechers" (Mt 23,25-26). Jesus sagte in diesem Vers (V. 26), dass, wenn das Innere einmal gereinigt ist, das Äußere automatisch rein wird, sodass es überhaupt keine Notwendigkeit gibt, das Äußere zu reinigen. Man kann diese Wahrheit in Matthäus 5,21-30 deutlich sehen. Wenn jemand sein Herz von Zorn gereinigt hat, wird keine Gefahr mehr bestehen, dass diese Person äußerlich einen Mord begeht. Ebenso, wenn jemand sein Herz von schmutzigen sexuellen Gedanken gereinigt hat, dann wird keine Gefahr mehr bestehen, dass diese Person äußerlich Ehebruch begeht.


Reinige das Innere des Bechers, dann wird das Äußere automatisch rein werden.


Dort, wo in einer Kirche die Betonung in erster Linie auf dem Äußerlichen liegt ­ indem man Kinobesuche, rauchen, trinken, spielen und das Tragen von Schmuck usw. meidet ­ wird eine solche Kirche bloß eine Gemeinde des alten Bundes werden! Der Weg, äußerliche Übel loszuwerden, besteht nicht darin, sich zuerst auf diese, sondern vielmehr auf die innere, weltliche Geisteshaltung zu konzentrieren, die diese äußerlichen Übel hervorbringt.


Es kann keine innere Reinheit geben, ohne dass man sich selber richtet. Es ist unmöglich, die Kirche zu bauen, wenn diese innere Reinigung nicht ständig gepredigt wird. Die Bibel sagt uns, dass wir uns in der Kirche täglich ermahnen sollten, um nicht vom Betrug der Sünde verstockt zu werden (Hebr 3,13; 10,25).


Die meisten christlichen ,,Kirchen" haben kein Interesse an solchen Predigten, außer vielleicht gelegentlich. Aber gewiss nicht täglich! Daher bringen sie Pharisäer mit Bechern hervor, die nur äußerlich rein sind. In diesem Punkt muss die Braut Christi anders sein.


3. Keine ruhelose Aktivität, sondern Gehorsam In den christlichen Glaubensgemeinschaften liegt die Betonung stets auf ,,Aktivität" ­ Straßenpredigten, Besuche von Haus zu Haus, missionarische Arbeit usw. All das ist gut. Aber leider hat dies in der Gesinnung der meisten Christen die Stelle von völligem Gehorsam gegenüber Gottes Wort eingenommen.


Jesus sagte, dass wir alle Christen lehren sollten, allem, was Er gelehrt hatte, zu gehorchen (Mt 28,20). Gott fordert Gehorsam mehr als Opfer (1Sam 15,22). Es ist ein heidnisches Konzept, zu glauben, dass Gott von uns verlangt, durch verschiedene Formen von körperlichem Leiden zu gehen, um unsere Liebe zu Ihm unter Beweis zu stellen. Das ist in der heidnischen Kultur Indiens weit verbreitet und hat leider auch das Christentum in unserem Land durchdrungen. Es wird daher als geistlich angesehen, wenn man seine Arbeitsstelle aufgibt und an einen schwierigen Ort geht, verschiedene Härten erduldet usw. All das kann sehr viele Opfer beinhalten, aber es kann niemals ein Ersatz für den Gehorsam gegenüber Gottes Wort sein.


Unsere Liebe zu Jesus wird nicht durch Opfer unter Beweis gestellt, sondern durch Gehorsam gegenüber Seinen Geboten ­ wie Jesus selber in Johannes 14,15 sagte.


Allem zu gehorchen, was Jesus in Matthäus 5-7 gelehrt hat ist ein weit größerer Beweis für unsere Liebe zu Ihm als Ihm sogar 50 Prozent unseres Gehalts zu geben oder unseren Job aufzugeben oder ein Missionar zu werden.


Die konfessionelle Christenheit wird durch die ruhelose Aktivität Martas klar dargestellt (Lk 10,39-42). Sie war in ihrem Dienst für den Herrn in der Küche aufrichtig, opferbereit, selbstlos und eifrig. Doch der Herr tadelte sie. Ihre Einstellung gegenüber ihrer Schwester Maria, die scheinbar nichts Aufopferungsvolles für den Herrn tat, war sauer und kritisch. Maria saß still zu den Füßen des Herrn und wartete auf Sein Wort, bevor sie etwas für Ihn tat.


Das soll unsere Einstellung sein ­ keine ruhelose Aktivität, sondern hören, was der Herr zu uns zu sagen hat und diesem dann zu gehorchen ­ dass wir nicht tun, was unser eigener Verstand uns rät, sondern dass wir den Willen Gottes tun.


4. Keine Evangelisation ohne Jüngerschaft Einige Christen betrachten Gottes Wort so, als gebe es fast nur ein Gebot ­ in alle Welt zu gehen und das Evangelium aller Kreatur zu predigen (Mk 16,15). Diesem Gebot muss der ganze Leib Christi weltweit sicherlich gehorchen ­ besonders diejenigen, die von Christus dem Leib als Evangelisten gegeben wurden (Eph 4,11).


Aber das Werk wird immer noch unvollendet sein, wenn dieses Gebot Christi nicht von Seinem anderen Gebot, hinzugehen und aus allen Völkern Jünger zu machen, ausbalanciert wird (Mt 28,19).


Wir danken Gott für all jene, die unter großen persönlichen Kosten in alle Welt hinausgegangen sind und das Evangelium den Menschen verkündeten, die noch nie den Namen Jesu gehört haben. Aber es ist eine traurige Tatsache der Evangelisation im 20. Jahrhundert, dass das dreifache Gebot ­ Jünger zu machen, sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen und ihnen Gehorsam gegenüber allen Geboten Jesu zu lehren ­ fast völlig ignoriert wird.


Wenn eine große Anzahl von Gläubigen Evangelisation betont, ohne Jünger zu machen, wird es zu unserer Aufgabe, die verlorene Betonung wiederherzustellen ­ Jünger zu machen ­ und die unfertige Aufgabe zu vollenden.


Viele denken nur an die unvollendete Aufgabe, dass verschiedene Gebiete in der Welt noch mit dem Evangelium erreicht werden müssen. Gott gibt jenen Menschen diese Bürde, die diese evangelistische Berufung haben. Aber anderen gibt Gott die ebenso wichtige Aufgabe ­ die schwierigere Aufgabe ­ diese Neubekehrten zu Jüngern zu machen.


Diese Aufgabe kann mit einer Schreinerei verglichen werden, die Tische herstellt, in der eine Menge von Tischlern damit beschäftigt sind, nur die vier Tischbeine herzustellen, und sehr wenige arbeiten daran, Tischplatten zu machen, um die Tische fertigzustellen. Das Ergebnis ist, dass die Schreinerei einen großen Stapel von unfertigen Tischen hat und weiter damit beschäftigt ist, noch mehr halbfertige Arbeiten zu machen. Wir können sicher sein, dass Jesus in der Schreinerei in Nazareth immer einen Tisch fertigstellte, bevor Er zum nächsten ging. Er glaubte immer daran, eine Aufgabe zu vollenden (sogar als Er am Kreuz ausrief, ,,Es ist vollbracht"), und Er ist auch heute noch derselbe. Wir sind Seine Mitarbeiter und müssen auch an eine vollendete Arbeit glauben. Alle Neubekehrten müssen zu Jüngern gemacht werden.


5. Kein alttestamentliches, sondern neutestamentliches Geben Den meisten Gläubigen sind die Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Bund völlig unbekannt. Das hat dazu geführt, dass die Prediger sie ausnutzen, indem sie ihnen das alttestamentliche Gebot des ,,Zehnten" auferlegen.


Als Jesus zu den Pharisäern sprach, die noch unter dem alten Bund waren, sagte Er ihnen, dass sie den Zehnten geben sollten ­ denn das hatte Mose geboten (Mt 23,23). Aber als Er zu Seinen Jüngern sprach und den neuen Bund einführte, sprach Er niemals über einen Prozentsatz ihrer Gaben, sondern nur über ihr Motiv (Mt 6,1-4). Die Qualität unserer Gaben ist das, was im neuen Bund betont wird, nicht die Quantität (siehe auch 2Kor 9,7). Die einzige Frage die jetzt bleibt, lautet, ob wir Jünger der Pharisäer oder Jünger Jesu sein möchten! Christliche Zeitschriften sind heutzutage voller Ermahnungen an Gläubige, den Zehnten zu zahlen und verschiedene Werke und Prediger zu unterstützen. Fast alle christlichen Zeitschriften wurden von diesem kommerziellen Geist Babylons verschmutzt ­ indem man für verschiedene Projekte im Namen Christi um Geld bettelt.


Die Apostel haben sich niemals an dieser Art von Geldbetteln für ihren eigenen Dienst beteiligt. Auch Jesus tat das nicht. Was wir heute sehen steht in direktem Gegensatz zum Beispiel Jesu und der Apostel. Doch die meisten Gläubigen sind in Bezug auf diese Tatsache völlig ignorant und unterstützen diese Art des Bettelns weiter, womit sie sich selber beschmutzen.


Das Neue Testament spricht viel mehr darüber, unseren Leib denn unser Geld dem Herrn zu geben (Röm 12,1). Genau das müssen wir auch in der Kirche betonen. Der Herr sorgt für unsere finanziellen Bedürfnisse, wenn wir zuerst nach Seinem Reich trachten (Mt 6,33).


6. Nicht die Kraft von Menschen, sondern die Kraft Gottes Menschliche, seelisch-natürliche Kraft wurde im heutigen Christentum zu einer trügerischen Fälschung der Kraft des Heiligen Geistes. Ein Großteil der charismatischen Christenheit wird heute mit Seelenkraft durchlöchert, die sich als Kraft des Heiligen Geistes ausgibt. Zwischen Seele und Geist zu unterscheiden ist die große Notwendigkeit der Stunde, wenn wir der Verführung entkommen wollen; das ist der Punkt, auf den wir in diesen Tagen in der Kirche das Licht von Gottes Wort stark fokussieren müssen.


Gott wirkt durch menschliche Schwachheit. Er hat das Törichte dieser Welt erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen (1Kor 1,27). Gottes Wahrheiten wurden vor den Weisen und Klugen verborgen und den Unmündigen offenbart (Mt 11,25). Dort, wo Theologen mit menschlicher Klugheit predigen, findet man sicherlich Babylon ­ sogar wenn diese Theologen evangelikale Doktrinen vertreten.


Das babylonische Christentum hat Gottes Methode, törichte Menschen zu benutzen, um Gottes Werk zu tun, verworfen.


Die Erhöhung des menschlichen Verstandes ist der sicherste Weg, um Babylon zu bauen. Die Gefahr ist auch in der Kirche immer vorherrschend, wenn intellektuell gesinnte Menschen, die die Notwendigkeit, ihre Seele in den Tod zu geben, nicht verstanden haben, sich auf ihren klugen Verstand verlassen, um Gottes Werk zu tun. In der Kirche ist der, der sich auf seine Klugheit verlässt in Wirklichkeit ein Hindernis. Gott tut Sein Werk nicht durch kluge Gelehrte, sondern durch demütige, gottesfürchtige Menschen.


Ältestenschaft muss daher in der Kirche immer auf Grundlage des Lebens einer Person und niemals auf einer anderen Grundlage ausgeübt werden. Die Kraft Gottes wird stets durch den Heiligen Geist und durch die Macht des Kreuzes manifestiert (siehe 1Kor 1,18 und 2,4), und nicht durch dominierende menschliche Persönlichkeiten.


Wenn eine Kirche versagt, die Kraft von Gottes Geist und den Weg des Kreuzes zu betonen, ist die Tür unweigerlich offen für menschliche Seelenkraft, die sich dann manifestiert. Menschliche Klugheit und Fähigkeit statt Offenbarung und der Kraft des Geistes stehen dann im Mittelpunkt und Babylon wird gebaut ­ sogar wenn Heiligkeit gepredigt wird! 7. Kein Versammeln einer Gemeinde, sondern der Bau des Leibes Christi Im Alten Testament war es für Gottes Volk, die Juden, unmöglich, ein Leib zu werden. Das wurde erst möglich, nachdem Jesus in den Himmel aufgefahren und seinen Heiligen Geist ausgegossen hatte, um im Menschen zu wohnen. Jetzt können zwei eins werden. Im Alten Testament war Israel eine Versammlung [Gemeinde]. Die Nation wuchs an Größe, aber war immer noch eine Versammlung.


Im Neuen Testament soll die Kirche jedoch ein Leib, keine Versammlung, sein.


Wenn zwei nicht eins werden, dann ist alles, was man hat, eine Versammlung. Das Wichtigste im Leib Christi ist nicht Größe, sondern Einheit. Und nach diesem Standard ist es schwierig, eine ,,Kirche" zu finden, die keine Versammlung ist.


Überall findet man Versammlungen, die an Größe zunehmen ­ aber nicht an Einheit. Streit, Eifersucht und Konkurrenzkampf findet man sogar auf der Leitungsebene.


Gott sehnt sich danach, einen Ausdruck des Leibes Christi an verschiedenen Orten überall auf der Welt zu haben. Das babylonische Christentum kann dies nicht zustande bringen. Aber Gottes Werk geht durch einen Rest von Gläubigen weiter voran, die erkennen, dass das Kennzeichen von Jesu Jüngern die inbrünstige Liebe füreinander und nicht zahlenmäßige Größe ist.


Im Leib Christi wird jede Person geschätzt, auch wenn sie nicht begabt ist. Sie wird wertgeschätzt, weil sie ein Glied des Leibes ist. In der Tat, es heißt, dass Gott dem Mitglied, dem es an Gaben mangelt, größere Ehre gibt, damit es im Leib Einheit geben möge (1Kor 12,24-25). In der Kirche müssen wir Gottes Beispiel folgen und sogar jene ehren, die überhaupt keine Gabe haben, wenn sie Gott fürchten und demütig sind. In Babylon werden der begabte Prediger, der begabte Sänger und der bekehrte Astronaut geehrt. Aber in der Kirche (Gottes Zelt/Haus), ehren wir diejenigen, die den Herrn fürchten (siehe Ps 15,1.4).


Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen Babylon und Jerusalem.


Gott ruft uns heute auf, aus Babylon herauszukommen und Jerusalem zu bauen (Offb 18,4).


Originalartikel: Our Distinctive Calling As a Church