Wie eine geistliche Bewegung abnimmt

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„Hilf, Herr! Die Heiligen haben abgenommen und gläubig sind wenige unter den Menschenkindern. Einer redet mit dem anderen Lug und Trug, sie heucheln und reden aus zwiespältigem Herzen" (Ps 12,2).

Die in den obigen Versen beschriebene Situation ist eine passende Beschreibung des heutigen Christentums. Wir stellen heutzutage fest, dass sogar Gläubige, die einst nach Frömmigkeit gestrebt haben, sich jetzt in Täuschung, Schmeichelei und Lügen ergehen, um ihren eigenen Interessen zu dienen.

Aufrichtigkeit ist das, was Gott bei uns allen zuerst sucht. Wir mögen 1001 Schwächen haben und eine ebenso große Anzahl von Fehlern machen. Aber wenn wir aufrichtig sind, kann Gott in unserem Leben Wunder wirken.

In Matthäus 16,3 tadelt Jesus die Pharisäer, indem er ihnen eine Frage stellt: „Über das Aussehen des Himmels könnt ihr urteilen; könnt ihr dann nicht auch über die Zeichen der Zeit urteilen?"

Wenn wir die Zeichen der Zeit, in der wir heute leben, nicht beurteilen können, wird Jesus uns genauso wie die Pharisäer tadeln müssen.

Wenn Menschen die Bibel, aber nicht Gott selber kennen, können sie leicht verführt werden - denn jede Sekte in der Welt benutzt die Bibel als ihr Lehrbuch und sie haben ihre Beweistexte, um ihre Sonderlehren zu propagieren. Das ist der Grund, warum so viele Sekten in diesem Jahrhundert aus dem Boden geschossen sind und für viele Menschen modisch und akzeptabel wurden. Sogar Christen werden in die Irre geführt und verlieren ihr Heil.

Unter dem neuen Bund möchte Gott, dass jedes Kind ihn persönlich kennenlernt (Hebr 8,11), anders als zur Zeit des alten Bundes, als nur der Prophet (der selten erschien) Gott persönlich kennen konnte. In der Tat, das Kind Gottes unter dem neuen Bund kann Gott besser und auf persönlichere Weise kennen als der größte Prophet unter dem alten Bund. Jesus sagte dies sehr deutlich (Mt 11,11).

Es gibt nur wenige Christen, die eine Leidenschaft dafür haben, Gott selber zu kennen. Die meisten von ihnen sind lediglich scharf darauf, ihr Bibelwissen zu erweitern und spektakuläre emotionelle Erfahrungen zu machen. All das ist ein Hinweis darauf, dass wir in den letzten Minuten der letzten Stunde der letzten Tage angekommen sind, von denen Paulus sagte, dass es schwer sein würde, ein Christ zu sein (2Tim 3,1).

Es wird für einen Christen schwer sein, in den letzten Tagen zu leben, nicht wegen Verfolgung oder Widerstand, sondern weil viele Menschen „einen Schein der Frömmigkeit haben, aber dessen Kraft verleugnen" (2Tim 3,5). Mit anderen Worten, sie werden das Muster des Neuen Testaments und richtige Doktrinen betonen, aber nicht an persönlicher Hingabe an Christus oder praktischer Frömmigkeit interessiert sein.

Die meisten von uns, die in der Vergangenheit tote Glaubensgemeinschaften verlassen haben, taten dies, weil wir nach geistlicher Wirklichkeit suchten. Wir begannen unsere Suche mit Ernst. Aber Satan ist sehr schlau, um Gläubige in etwas Sektiererisches abzulenken, so wie die Sekte der Pharisäer zur Zeit Jesu.

Die Geschichte Israels wurde uns im Alten Testament in einer solchen Länge überliefert, um uns einige wichtige Lektionen zu lehren. Ein weiser Mensch wird von dieser Geschichte lernen, auf welche Weise Menschen Gott gefallen und auf welche Weise viele Ihm missfallen haben.

In Jeremia 3,14-15 verheißt der Herr: „Ich will euch holen, einen aus einer Stadt und zwei aus einem Geschlecht, und will euch bringen nach Zion. Und ich will euch Hirten geben nach meinem Herzen, die euch weiden sollen in Einsicht und Weisheit."

„Zion" stellt die wahre Kirche des lebendigen Gottes dar. Gott bringt einen aus einer Stadt und zwei aus einer Familie in Sein „Zion". Und wenn wir zu diesem Zion gekommen sind - zur Kirche, die der Herr baut -, verheißt Er uns, „Hirten nach Seinem Herzen zu geben", die uns zu einer Erkenntnis von Ihm selber bringen (und nicht bloß zu einer Erkenntnis der Bibel) und zu einem Verständnis Seiner Wege (und nicht bloß zu einem Verständnis von Doktrinen).

Ein identifizierendes Hauptkennzeichen der wahren Kirche ist dies: Sie hat Hirten nach Gottes eigenem Herzen.

Gott ist Liebe - und die Haupteigenschaft von Liebe ist, dass sie nicht ihren eigenen Vorteil sucht. Daher sind diejenigen Hirten nach Gottes eigenem Herzen, die nicht das Ihre suchen. Solche Hirten werden nicht nach dem Geld oder nach der Ehre irgendeines Menschen trachten. Sie werden nicht danach trachten, Menschen zu gefallen oder sie zu beeindrucken. Stattdessen werden sie danach streben, die Gläubigen aufzubauen, um sie „in Christus vollkommen zu machen" (Kol 1,28). Wo immer Gott einen Menschen mit einer solchen Sehnsucht findet - in irgendeiner Stadt oder irgendeinem Dorf in der Welt -, wird Er Seine Kirche bauen.

Andererseits haben wir viele Fälle von Gläubigen gesehen, die ihre Glaubensgemeinschaften verlassen und die danach trachten, dem „Muster des Neuen Testaments" zu folgen, die ihre Doktrinen alle richtig haben, die aber Geld lieben und ihren eigenen Vorteil suchen und sich dennoch einbilden, dass sie den Leib Christi bauen. Verwirrung und Chaos sind stets das Ergebnis ihrer Arbeit und was schließlich durch ihre Arbeit gebaut wird ist stets Babylon.

Nur wo Gott einen Mann finden kann, der nicht seinen eigenen Vorteil sucht, kann der Herr Seine wahre Kirche bauen. Ein solcher Mann, der die Sorge von Gottes Herzen für die Menschen teilt, ist für Gott weit wertvoller als tausend Gläubige, die ihren eigenen Vorteil suchen.

Ein Hirte nach Gottes Herzen zu sein wird Opfer, Unbequemlichkeit und Leid mit sich bringen. Es wird bedeuten, dass man bereit ist, Missverständnisse, Widerstand, Spott und Verleumdung freudig zu ertragen. Und wenn ein solcher Hirte gesegnet genug ist, eine Frau zu haben, die ebenfalls nicht ihren eigenen Vorteil sucht, sodass ihr Heim für den Herrn offen ist, sodass Er tun kann, was immer Er will, dann wird es keine Begrenzung geben, was Gott durch ihr Leben tun kann.

Ich spreche hier nicht darüber, viele Menschen um sich zu scharen. Zahlen sind kein Kennzeichen von Gottes Segen. Viele der bekannten Sekten bringen mehr Menschen zusammen als sonst jemand. Das beweist nichts. Ich spreche jetzt über Qualität - den Bau des Leibes Christi, wo jedes einzelne Mitglied zu einer persönlichen Erkenntnis Gottes kommt.

Ohne eine solche Entwicklung wird jede Gruppe nur ein Ort sein, wo ein blinder Mann eine ganze Menge anderer blinder Leute in die Grube geführt hat. All ihre Gebetsversammlungen werden vergeblich sein, ihre Bibelstudien werden vergeblich und auch die Konferenzen werden vergeblich sein!

Zu der Zeit, als Jesus auf Erden wandelte, schaute Er sich um und sah, dass die Menschen wie Schafe ohne Hirten waren. Es ist auch heute so.

Das große Bedürfnis überall sind Hirten nach Gottes Herzen. Ich spreche hier nicht bloß darüber, ein Ältester in einer Kirche zu sein. Nein. Eine große Kirche braucht viele Hirten - solche, die ein Herz dafür haben, sich um Gottes Volk zu kümmern. Solche Menschen mögen überhaupt keine Ältesten sein. Aber sie werden die Schafe ernähren und ermutigen - indem sie ihnen freudig dienen.

Wie ich vorhin sagte, wird uns die Geschichte Israels in der Bibel in einer solchen Länge überliefert (das Alte Testament macht drei Viertel der Bibel aus), um uns gute Beispiele aus der Geschichte zu zeigen, denen wir folgen können und Fehler, die Menschen dort machten, die wir vermeiden sollten.

Es gab zwei bedeutende Anfangspunkte in der Geschichte Israels als einer Nation:

Erstens, als sie als Nation in Kanaan unter der Führung von Josua begannen.

Zweitens, als sie nach Jahrhunderten des Abfalls einen Neubeginn unter König David erlebten.

Betrachten wir diese beiden Fälle.

Josua war ein gottesfürchtiger Mann, der Israel hervorragend führte. Er war entschlossen, dem Herrn mit seiner ganzen Familie zu folgen, sogar als der Rest Israels sich entschied, den Herrn zu verlassen (Jos 24,15).

Nur ein solcher Mann, der bereit ist, falls nötig auch allein zu stehen, kann für eine Kirche göttliche Führerschaft gewährleisten. Während der Lebenszeit Josuas ging Israel von Sieg zu Sieg.

Aber dann starb Josua.

Und dort können wir sehen, was passiert, wenn ein Mann, den Gott zu einer bestimmten Zeit zu einem bestimmten Zweck in einer bestimmten Situation erweckt hatte, seinen irdischen Lauf vollendet und entschläft.

Josuas Älteste übernahmen die Führung Israels (Jos 24,31). Diese Ältesten gehörten der nächsten Generation nach Josua an. Josua starb als er 110 Jahre alt war und die neuen Leiter in ihren 60igern und 70igern waren - denn Josuas gesamte eigene Generation (mit Ausnahme von Kaleb) war während der vierzigjährigen Wüstenwanderung umgekommen.

Während dieser Zeit - als die zweite Generation in Führungsverantwortung war - liefen die Dinge nicht so gut wie zur Zeit Josuas. Wir lesen inRichter 1, dass es während dieser Zeit einige Siege (V. 1-21), aber auch viele Niederlagen gab (V. 22-36). Ein langsamer Niedergang hatte begonnen.

Die zweite Generation hatte keinen Dampf in sich, sondern sie überlebte durch das Momentum, das sie während Josuas Führerschaft in der vorigen Generation erhalten hatte.

Wie ein Zugwaggon, der von einer Lok gezogen wurde, bewegte sich die zweite Generation zuerst sehr schnell, aber sie wurde immer langsamer bis sie schließlich völlig zum Stillstand kam!

Wenn wir die Geschichte in Richter 2,11 aufnehmen, waren die Dinge wirklich schlimm geworden. Israel beging nun offen Böses im Angesicht des Herrn.

Folglich sehen wir, dass das, was in einer Generation gut begonnen hatte, zur Zeit der dritten Generation nach und nach böse wurde.

Der zweite Wendepunkt in Israels Geschichte ereignete sich, als David König von Israel wurde.

Saul war der erste König Israels. Er hatte mit großer Demut begonnen, wurde dann aber so rückfällig, dass Gott ihm die Salbung entzog. Saul ist ein Bild jener Bewegungen, die schon in der ersten Generation ihren Niedergang erleben - und solche gibt es auch im Christentum viele!

Gott sagte Saul durch Samuel, dass Er nun das Königtum einem „Mann nach Gottes Herzen" geben würde (1Sam 13,14). Das war David. Dies machte Saul äußerst eifersüchtig auf David. Saul hasste David so sehr, dass er ihn sogar töten wollte.

Die Menschen in Israel jedoch, die erkannten, wo Gottes Salbung lag, schlossen sich David an. Daher scharte sich eine kleine Gruppe um David. Aber sie wurden von Saul über das ganze Land gejagt und verfolgt und mussten um ihr Leben rennen. Aber Gott war mit dieser kleinen Gruppe.

Saul saß jedoch noch viele Jahre lang auf dem Thron Israels - so wie viele christliche „Leiter" ihre Herden heute führen, auch wenn sie schon seit langem die Salbung Gottes über ihrem Leben verloren haben. Aber Saul hatte noch immer eine Gefolgschaft derer, die ihn hofierten - so wie viele christliche „Leiter" sie in ihren eigenen Gruppen haben. Eine solche Gefolgschaft bedeutet nichts. Viele tote Glaubensgemeinschaften und sogar heidnische religiöse Führer haben eine große Gefolgschaft. Aber Gott ist mit keinem von ihnen. Die wichtige Frage, die wir uns stellen müssen lautet: „Ruhen die Gnade und die Salbung Gottes jetzt auf mir?"

Die Kirchengeschichte hat wiederholt bewiesen, dass Gott in jeder Generation sein größtes Werk immer durch eine kleine Minderheit von Seinem Volk getan hat, die aus ganzem Herzen zu Ihm hielten. Wie zur Zeit Gideons wird der Sieg im Kampf mit Satan stets von einer kleinen Gruppe von ernsthaften Jüngern errungen (Ri 7).

Eine solche Gruppe (wie im Fall Davids) wird von den etablierten Systemen im Christentum, die kein Verständnis davon haben, was Gott zu ihrer Zeit tut, gehasst, falsch verstanden und verfolgt. Aber Gott passte auf David und seine kleine Gruppe auf. Die Bibel berichtet, dass „David dem Willen Gottes zu seiner Zeit [in seiner Generation] gedient hatte und dann entschlief" (Apg 13,36). Trotz seiner Fehler war David ein Mann nach Gottes Herzen und gab Israel während seiner Lebenszeit göttliche Führerschaft. Er war nicht perfekt. Aber er war schnell, sich zu demütigen und zu bereuen, auch als ein gewöhnlicher Prophet zu ihm kam und ihn für seine Sünde tadelte (2Sam 12).

Aber trotz all der Hingabe Davids zum Herrn und seiner Demut und der Salbung Gottes auf seinem Leben, konnte er dennoch Gottes Zweck nur in seiner Generation dienen.

Nach seinem Tode begann ein rascher Niedergang. Salomo, sein Sohn, begann gut (1Kön 3,5.5.10-14). Das Buch der Sprüche zeigt uns, wie weise Salomo war, als er begann. Das Buch der Sprüche ist vielleicht das feinste Buch im gesamten Alten Testament. Es ist wie ein neutestamentliches Buch in der Mitte des Alten Testaments! Und Salomo schrieb es!

Aber Salomo wurde sehr rasch und sehr schlimm abtrünnig - und endete katastrophal. Zuerst hatte er sich durch das Momentum, das er von seinem gottesfürchtigen Vater erhalten hatte, vorwärts bewegt. Aber er hatte nicht genug Leidenschaft für Gott, um lange in dieselbe Richtung zu gehen. Er wurde durch Reichtum und Frauen vom rechten Weg abgebracht (1Kön 10,23; 11,1-9) - genauso wie viele christliche Prediger in unserer Zeit!

Nachdem Salomo gestorben war, übernahm sein Sohn Rehabeam die Regierung. Dann wurden die Dinge wirklich schlimm. Die jüngere Generation verband sich mit Rehabeam und übernahm die Führung Israels und Rehabeam verachtete den Rat der weisen älteren Männer (1Kön 12,6-15). Dies stürzte Israel ins Chaos und das Königreich spaltete sich in zwei Teile. Alles, womit Rehabeam nun prahlen konnte, war, dass David sein Großvater war. Aber er hatte nichts von der Gesinnung Davids.

Wir finden eine exakte Wiederholung dieses degenerativen Prozesses in vielen Bewegungen, die im Christentum in den vergangenen 20 Jahrhunderten von gottesfürchtigen Menschen begonnen wurden.

In der Geschichte des Christentums sehen wir, dass jeder göttliche Reformator, der von Gott gesandt wurde, um das Christentum zu Ihm zurückzubringen, Gottes Zweck nur in seiner eigenen Generation tun konnte. In fast allen Fällen legten seine Nachkommen nach dem Tod des Reformers in der nächsten Generation größere Betonung auf die Doktrinen, die ihr Führer lehrte als auf das Leben, das er hatte. Der äußere Schein der Frömmigkeit wurde sehr wichtig und die Kraft der Frömmigkeit wurde ignoriert. Daher setzten Niedergang und Zerfall ein.

Zu der Zeit, als solche Bewegungen ihre dritte Generation erreichten, waren die Korruption und der Zerfall innerhalb der Gruppe total. Die Gruppe hatte danach keine Ähnlichkeit mehr mit der Frömmigkeit und der Spiritualität, die man bei ihrem Führer und Gründer gefunden hatte. Sie verkündeten dieselben Doktrinen und verherrlichten seinen Namen - aber sie bauten Babylon.

Eine Gruppe kann als eine geistliche Bewegung beginnen, aber dennoch als irdisch und fleischlich - und sogar dämonisch - enden. Eine Bewegung, die von einem Mann Gottes begonnen wurde, kann leicht als eine Sekte enden. Dieselbe Geschichte des Niedergangs, die wir in der Geschichte von David, Salomo und Rehabeam sahen, wurde im Christentum immer wieder wiederholt. Untersuche bloß sorgfältig irgendeine Bewegung, die mit Gott begann und die gegenwärtig in ihrer zweiten und dritten Generation ist - du wirst vor deinen Augen die Wahrheit, die ich gerade gesagt habe, sehen.

Warum passiert das? Die Antwort ist einfach: Weil Christen mehr im Buchstaben des Wortes statt in der Person Jesu Christi aufgehen. Wenn irgendeine Doktrin wichtiger wird als die persönliche Hingabe an Christus, dann sind Zerfall, Selbstgerechtigkeit, und Pharisäertum unweigerlich die Folge. Wir haben zahlreiche Beispiele dafür, wie sogar die Doktrin „das Kreuz auf sich zu nehmen" in bloße Worte verkehrt wurde, ohne dass das Leben Jesu in denen, die es predigen, offenbar wurde.

All das sollte für uns eine ernste Warnung sein.

Betrachten wir die Geschichte der Gemeinde in Ephesus.

Paulus verbrachte drei Jahre dort und predigte Tag und Nacht (Apg 20,31). Das bedeutet, dass die Christen in Ephesus aus dem Mund des Paulus Hunderte von Predigten gehört hatten. Sie hatten außerordentliche Wunder gesehen, die der Herr in ihrer Mitte gewirkt hatte (Apg 19,11). Aus ihrer Mitte hat sich das Wort Gottes innerhalb einer kurzen Zeitspanne von zwei Jahren in alle umliegenden Gebiete Kleinasiens ausgebreitet. Sie hatten Erweckung erlebt (Apg 19,10.19). Sie waren zur Zeit der Apostel die privilegierteste Kirche. Sie waren zu der Zeit zweifellos die geistlichste Gemeinde in Kleinasien. (Wir können dies aus dem Brief des Paulus an die Epheser sehen, wo er keinen Irrtum in ihrer Mitte korrigieren musste, anders als in anderen Gemeinden, an die er schrieb).

Aber als Paulus Ephesus verließ, warnte er die Ältesten, dass sich die Dinge in der nächsten Generation unter der neuen Führung der Gemeinde zum Schlechteren wenden würden. Reißende Wölfe, so sagte er ihnen, würden kommen und aus ihrer eigenen Mitte würden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren und Leute an sich ziehen, statt Menschen zum Herrn zu führen (Apg 20,29-30).

Solange Paulus dort war, hatte es kein Wolf gewagt, in die Herde in Ephesus einzudringen. Paulus war ein treuer Türhüter (siehe Mk 13,34), der geistliche Autorität vom Herrn hatte, weil er gesalbt war, weil er Gott fürchtete und weil er die Interessen des Herrn und nicht seine eigenen suchte. Aber er hatte auch genug Urteilsvermögen, um zu erkennen, dass der geistliche Zustand der Ältesten schlecht war - und daher wusste er, dass sich die Dinge verschlimmern würden, nachdem sie die Führung der Gemeinde übernähmen. Paulus gab den Ältesten keine Prophezeiung darüber, was mit Sicherheit in Ephesus geschehen würde. Nein, das war nur eine Warnung. Es musste nicht so geschehen, wie er voraussagte - wenn sich die Ältesten selber richten und Buße tun würden. Jona hat einst die Zerstörung von Ninive prophezeit. Aber sie geschah nicht wie vorhergesagt, weil die Leute von Ninive Buße taten. Die Gemeinde in Ephesus hätte auch dem Schicksal, das Paulus ihr vorausgesagt hatte, entrinnen können. Aber leider nahm die neue Generation von Leitern die Warnung des Paulus nie ernst und sie wichen vom Herrn ab.

Ende des ersten Jahrhunderts hatte die dritte Generation die Macht übernommen. Dann wurden die Dinge wirklich schlimm. Ihre Doktrinen waren immer noch richtig und sie waren eifrig mit christlichen Aktivitäten beschäftigt. Sie hatten wahrscheinlich immer noch ihre Gebetsversammlungen, die sich über die ganze Nacht erstreckten und ihre anderen speziellen Versammlungen. Aber ihr geistlicher Zustand war so schlecht, dass der Herr dabei war, sie nicht mehr als Gemeinde anzusehen. Was war ihr Verbrechen? Sie hatte ihre Hingabe [ihre erste Liebe] zum Herrn verloren (Offb 2,4-5).

Was lehrt uns die Geschichte der Gemeinde von Ephesus? Einfach dies - dass keine Doktrin so wichtig wie eine inbrünstige Hingabe zum Herrn ist. Es gibt ein und nur ein Kennzeichen von wahrer Geistlichkeit - dass sich das Leben Jesu zunehmend in unserem Verhalten manifestiert. Das kann wiederum nur durch eine wachsende persönliche Hingabe an den Herrn selbst geschehen.

Paulus war ein gottesfürchtiger Mann - ein glühender und treuer Apostel, der bis zum Ende seines Lebens dem Herrn Jesus ergeben war. Er warnte die Gläubigen überall, dass Satan jedes mögliche Mittel benutzen würde, um sie von der „Einfachheit und Lauterkeit gegenüber Christus abzuwenden" (2Kor 11,3).

Irrtümer in doktrinären Angelegenheiten wie die „Wassertaufe" und die „Taufe im Heiligen Geist" sind überhaupt nicht so gefährlich wie der Verlust der persönlichen Hingabe an Christus. Doch viele Gläubige scheinen das niemals zu erkennen.

Wir sehen, dass sogar Paulus Gottes Zweck nur in seiner Generation dienen konnte. Diejenigen, die mit ihm lebten wie Timotheus, saugten seinen Geist auf und lebten in selbstloser Hingabe zu Christus (Phil 2,19-21). Aber ansonsten konnte Paulus seine Geistlichkeit nicht einmal an die zweite Generation von Gläubigen in den Gemeinden, die er gegründet hatte, weitergeben.

Wir sehen ein ähnliches Muster, das sich in jeder Bewegung, die Gott etabliert hat, wiederholt - in jeder Generation seit dem ersten Jahrhundert. Gott hat eine Leidenschaft dafür, in jeder Generation in allen Teilen der Welt ein reines Zeugnis für Seinen Namen zu haben. Zu diesem Zweck erweckt Gott einen gottesfürchtigen Mann in einem Land, in einer bestimmten Generation, um die Kirche in diesem Land wiederherzustellen, die Wahrheit, die die Apostel predigten, und somit die Menschen zu einem rechtschaffenen Leben zu führen. Eine Bewegung formt sich allmählich um diesen Mann und ein paar ernsthafte Gläubige, die von der Unwirklichkeit und der Heuchelei des Christentums in ihrer Generation genug haben, scharen sich um ihn. Sehr bald wird ein reines Zeugnis für den Herrn aufgerichtet.

Eine solche Gruppe ist am Anfang stets zahlenmäßig klein und wird von anderen Kirchen intensiv gehasst und verfolgt. Der Gründer wird am meisten gehasst. Und dieser Hass ist normalerweise am intensivsten von der Gruppe, die Gott in der vorigen Generation erweckte - denn die gegenwärtigen Leiter dieser Gruppe, die nicht erkennen, dass der Herr sie verlassen hat, sind auf die neue Gruppe eifersüchtig! Auch Satan schließt sich der Attacke gegen diese neue Gruppe an - und er vollbringt das Werk des Anklagens meist durch andere „Gläubige" - besonders durch die von der anderen Gruppe.

All die Verfolgung und die Intrigen des Menschen und der Dämonen hindern Gott jedoch nicht daran, durch den Mann, den Er erweckt hat, in der neuen Generation ein reines Zeugnis für Seinen Namen aufzurichten.

Was geschieht aber, wenn dieser Mann stirbt?

Dann beginnt der Niedergang der Bewegung. Die persönliche Hingabe an Christus verschwindet und wird durch die Betonung auf Doktrinen, die der Gründer gelehrt hat, ersetzt. Diese Doktrinen werden für die zweite Generation wichtiger als die Person des Herrn selber. Und eine Wolke schiebt sich zwischen sie und Gott - wie es zwischen den Jüngern und dem Herrn am Berg der Verklärung geschah (Mt 17,5).

Keine Doktrin, wie wichtig und gut sie ist, kann jemals den Platz der Hingabe zu Jesus selbst einnehmen.

In den Bewegungen, die Gott im Christentum erweckt hat, um Sein Volk zurück zu Ihm zu bringen, finden wir fast ohne Ausnahme Folgendes:

Der Gründer kannte Gott. Aber die Nachfolger kannten nur den Gründer.

Die zweite Generation glaubt, dass das Leben der Bewegung in den besonderen Doktrinen liegt, die der Gründer gelehrt hat. Daraus resultieren Meinungsverschiedenheiten und die Bewegung beginnt rückfällig zu werden. Und zur Zeit der dritten Generation gibt es offene Spaltung und Streit und die Bewegung spaltet sich in viele Gruppierungen.

Ein weiterer Faktor liegt darin, dass die Mitglieder zu der Zeit, wenn die Bewegung die zweite oder dritte Generation erreicht, reich und wohlhabend sind und Häuser, Land, Grundstücke usw. besitzen. Und Wohlstand hat gewöhnlich die Tendenz, von Stolz, wirtschaftlicher Unabhängigkeit und Selbstzufriedenheit begleitet zu werden. Sehr wenige Christen wissen, wie man mit Wohlstand auf eine geistliche Weise umgeht.

Die erste Generation einer Bewegung müht sich meistens in Armut ab und ist nahe zu Gott. Die zweite und dritte Generation ist gewöhnlich mit all ihrem Wohlstand näher an der Welt - und verliert an Geistlichkeit. Gott zieht sich dann von dieser Gruppe zurück, die bis dahin ein Teil von Babylon geworden ist - und Er erweckt dann einen anderen Mann und beginnt durch ihn ein ganz neues Werk.

Aber leider wiederholt sich dieselbe Geschichte immer wieder - denn niemand scheint jemals von den Fehlern derer, die vor ihnen waren, zu lernen!

Diejenigen, die weise sind, werden sich daher umschauen, wo die Salbung Gottes - in ihrer eigenen Generation - derzeit ruht, und werden sich mit einer solchen Kirche voll assoziieren. Sie werden sich nicht darum kümmern, wo die Salbung in früheren Generationen geruht hat. Sie werden Ausschau halten, wo Gott JETZT wirkt und nicht, wo Gott vor einer oder zwei Generationen gewirkt hat. Die Heilige Schrift zeigt uns deutlich, dass wir jene Menschen MEIDEN müssen, die bloß einen Schein der Frömmigkeit haben(2Tim 3,5), und die Gemeinschaft mit denen suchen müssen, „die den Herrn aus reinem Herzen anrufen" (2Tim 2,22). Es sind die Menschen mit einem reinem Herzen, die den Herrn von GANZEM Herzen lieben. Solche Gläubige haben in ihrem Herzen keinen Platz für Geld oder Besitz oder irgendetwas von dieser Welt oder für sich selbst oder ihre Familien oder ihre Arbeit. Sie lieben Gott über alles und lieben deshalb ihre Familienmitglieder auf eine tiefere Art und Weise, wie sie es sonst getan hätten. Sie sind dem Herrn und nicht irgendeiner Doktrin ergeben. Uns ist befohlen, allezeit mit solchen Gläubigen Gemeinschaft zu suchen.

Auf diese Weise schreitet Gottes Werk von Generation zu Generation voran, ohne jemals zu scheitern - denn all die Intrigen von Menschen und vom Teufel können keines der Vorhaben Gottes aufhalten. Halleluja!

Wer Ohren hat zu hören, der höre.