Es ist Christus, der Seine Gemeinde baut – J.T.Samuel

Autor :   Joji Samuel Kategorien :   Die Gemeinde
Article Body: 

Jesus sagte: ,,Ich will meine Gemeinde bauen" (Mt 16,18).


Das Wort ,,Gemeinde" erscheint im Neuen Testament das erste Mal in diesem Vers.


Wie ermutigend ist es, hier Jesu Aussage zu sehen, dass ER (und ER ALLEIN) es ist, der Seine Gemeinde bauen wird.


Wir müssen zuallererst diese Souveränität und Autorität Christi beim Bau Seiner Gemeinde sehen.


Apostelgeschichte, Kapitel 2, wo die Gründung der Gemeinde am Pfingsttag beschrieben wird, unterstreicht diese Souveränität des Herrn mit den Worten, dass ,,der Herr aber täglich zur Gemeinde hinzufügte, die gerettet wurden" (Apg 2,47).


Die erste Aussage Jesu über die Gemeinde bezog sich auf die universale Gemeinde. Aber als Er ein zweites Mal über ,,die Gemeinde" sprach, bezog Er sich auf die örtliche Gemeinde (in Mt 18,17). Die dort erwähnte disziplinarische Aktion (Mt 18,15-17) kann nur durch eine örtliche Gemeinde ausgeführt werden. Hier sehen wir erneut die Autorität des Herrn, wie Er inmitten einer örtlichen Gemeinde steht, in der die Mitglieder eins sind (wie wir in den nächsten drei Versen - Mt 18,18-20 - sehen). Eine örtliche Gemeinde kann nur dann ein Ausdruck des Leibes Christi sein, wenn Christus gestattet wird, als Haupt in ihrer Mitte zu sein.


Sadhu Sundar Singh beschrieb die Beziehung zwischen der universalen Gemeinde und der örtlichen Gemeinde wie folgt: Wasser, das ein Mensch für seine Ernährung benötigt, findet man in Flüssen, Seen und Brunnen. Aber wenn ein Mensch seinen Durst stillen möchte, braucht er einen Becher, um von diesem Wasser zu trinken.


Dieser Becher ist ein Bild für die örtliche Gemeinde.


Die universale Gemeinde erstreckt sich über Zeiten und Nationen ­ angefangen vom Pfingsttag bis zur Wiederkunft des Herrn. Sie schließt alle ein, die Jesus als ihren Retter und Herrn ihres Lebens angenommen haben. Aber Gott möchte auch, dass jeder Christ ein aktives Mitglied einer örtlichen Gemeinde ist, wo er seine Funktion als ein Teil des Leibes Christi erfüllen kann.


Der Herr ist das Haupt der universalen Gemeinde und der örtlichen Gemeinde. Ihm obliegt die primäre Verantwortung für den Bau und für die Bewahrung der Gemeinde (Eph 1,23; 4,13-15; Kol 1,18). Folglich sehen wir in den vergangenen fünf Jahrhunderten, wie der Herr durch verschiedene Seiner Diener der Kirche Wahrheiten wiedergab, die in der Frühkirche vorhanden, aber später durch Vernachlässigung verlorengegangen waren.


Wenn wir die Kirchengeschichte ab dem 16. Jahrhundert sorgfältig studieren, sehen wir, dass Gott in der Gemeinde verschiedene Wahrheiten wiederherstellte, wie z.B. die Rechtfertigung durch den Glauben, die Glaubenstaufe, Heiligkeit, Absonderung von der Welt, Taufe im Heiligen Geist und die Gaben des Heiligen Geistes. Im frühen 20. Jahrhundert erweckte Gott die Pfingstbewegung, um den Dienst des Heiligen Geistes und Seine Gaben zu betonen.


Können wir nun, nachdem all diese Wahrheiten wiederhergestellt wurden, sagen, dass die ganze Wahrheit Gottes vollständig wiederhergestellt wurde? Viele Christen würden das bejahen.


Aber betrachte Hebräer 6,1-2 sorgfältig: ,,Darum wollen wir jetzt lassen, was am Anfang über Christus zu lehren ist, und uns zum Vollkommenen wenden; wir wollen nicht abermals den Grund legen mit der Umkehr von den toten Werken, mit dem Glauben an Gott, mit der Lehre vom Taufen, vom Händeauflegen, von der Auferstehung der Toten und vom ewigen Gericht." In diesen zwei Versen sehen wir ALL die Wahrheiten, die wiederhergestellt wurden und die man in fast allen heutigen evangelikalen Gemeinden und Pfingstgemeinden findet: Buße, Wassertaufe, Taufe im Heiligen Geist (das Wort ,,Taufen" steht im Plural), Heilung (das Auflegen der Hände), die Wiederkunft des Herrn, das Endgericht und die Austeilung von Belohnungen. Aber Hebräer 6,1-2 sagt, dass all diese Wahrheiten nur das Fundament darstellen. Wie steht es mit dem Gebäude selbst? Welche Wahrheit brauchen wir über all diese hinaus, um den Überbau dieses Gebäudes zu bauen? Schauen wir uns ein Beispiel aus dem Alten Testament an. Als die Israeliten aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrten, legten sie zu Beginn nur das Fundament des neuen Tempels. Dann taten sie 16 lange Jahre weiter nichts. Sie ignorierten den Bau des Tempels selbst. Zu der Zeit erweckte Gott zwei Propheten, um zu ihnen zu sprechen ­ Haggai und Sacharja. Haggai war ein älterer Mann, während Sacharja jünger war. Aber beide hatten für das Volk Israel dieselbe Botschaft: ,,Wie lange wollt ihr den Bau des Tempels ignorieren?" Das Volk reagierte schließlich auf die Herausforderung dieser prophetischen Botschaften und vollendete den Bau des Tempels.


Wenn evangelikale Gemeinden und Pfingstgemeinden sich ihrer ,,Glaubenssätze" rühmen, müssen sie erkennen, dass sie nur das Fundament gelegt haben. Sie sind wie die Israeliten, die das Fundament gelegt, aber den Überbau des Tempels nicht vollendet haben.


Was ist dieser Überbau? Wir sehen die Antwort direkt in Hebräer 6,1: ,,Lasst uns zur Reife (Vollkommenheit) voranschreiten.


Sich der Reife (und Vollkommenheit) in Christus zuzuwenden ist der Überbau [das Gebäude] der Gemeinde.


Niemand kann das Fundament eines Gebäudes sehen. Es ist der Überbau, der die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zieht.


Was sehen die Menschen in der Welt in uns Christen? Sie sind an unseren fundamentalen Doktrinen nicht interessiert. Ihnen ist egal, ob wir als Säuglinge oder als Erwachsene getauft wurden; oder ob wir glauben, dass die Taufe im Heiligen Geist zur Zeit der Neugeburt stattfindet oder eine zweite Erfahrung ist. Es ist unser tägliches Leben, worauf die Welt schaut.


Als Mahatma Gandhi einmal gefragt wurde, warum er das Christentum ablehnte, antwortete er: ,,Ich lehne Christus nicht ab. Es ist bloß so, dass viele von euch Christen eurem Christus so wenig ähneln." Die Welt um uns herum wartet darauf, Christusähnliche Christen zu sehen ­ und das ist der Überbau des Tempels! Die Welt ist an unseren detaillierten Glaubenssätzen über das Heil, die Wassertaufe, die Taufe im Heiligen Geist usw. nicht interessiert. Dieses Fundament ist ihnen egal, weil sie es nicht sehen können. Aber wenn unser Leben ,,dem Bilde Christi gleichgestaltet wird", dann wird die Welt aufhorchen und davon Notiz nehmen. Angleichung an das Bild Christi ist auch für uns Gottes Ziel. Das ist das Ziel, für das wir vorherbestimmt wurden (wie wir in Röm 8,29 lesen).


Der Apostel Paulus war eifrig darauf bedacht, diesen Überbau in seinem eigenen Leben zu bauen, nachdem er das Fundament gelegt hatte. Sein einziges Verlangen bis zum Ende seines Lebens war es, ,,Christus zu erkennen, und seinem Tode gleichgestaltet zu werden und so diesem Ziel zuzustreben ­ dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus" (was bedeutet, in das Ebenbild Christi verwandelt zu werden)" (Phil 3,10-14). Paulus sagte, dass dies das EINZIGE war, dem er nachjagte (V. 13).


Die Mehrheit der heutigen Gläubigen hat nicht dieses leidenschaftliche Verlangen, das Paulus hatte, das Kreuz auf sich zu nehmen und Jesus nachzufolgen, um Ihm ähnlich zu werden. Sie erkennen nicht, dass ,,der Jünger wie sein Meister werden muss" (Mt 10,25). Sie sind nicht darauf bedacht, Seinem Bilde gleichgestaltet zu werden. Stattdessen verbringen sie ihr Leben damit, an doktrinären Angelegenheiten herumzukriteln und wiederholt, Woche für Woche, die Grundlage zu legen! Wann werden sie anfangen, das Gebäude, den Überbau, zu errichten? In einer solchen Situation braucht es erneut dringend den prophetischen Dienst eines Haggai und Sacharja.


Aber wer ist willig, heute einen solchen prophetischen Dienst zu erfüllen? Es gibt einen gewaltigen Preis, den man bezahlen muss, um einen solchen Dienst zu erfüllen. Schau dir an, was der Prophet Sacharja zu leiden hatte, als er sich zu Gott stellte. Er trachtete danach, Gottes Volk durch seinen kraftvollen prophetischen Dienst in Bezug auf die Notwendigkeit, den Überbau des Tempels zu bauen, zu erleuchten; und er suchte dabei nicht die Ehre oder die Zustimmung irgendeines Menschen. Aber er erlitt ein tragisches Ende. Das Volk war auf ihn zornig und ermordete ihn (Mt 23,35). Weil Gläubige heute die Gesetze des Landes fürchten, töten sie Propheten wie Sacharja nicht. Sie ,,schlagen sie bloß mit ihren Zungen" (Jer 18,18).


Wenn wir uns das heutige Christentum mit einem offenen und vorurteilslosen Sinn anschauen, werden wir entdecken, dass Gott in der Tat das Bedürfnis der Stunde erfüllt hat, indem Er den prophetischen Dienst von ,,Sacharja" erweckt hat, der das Volk Gottes ständig herausfordert, ,,sich dem Vollkommenen zuzuwenden und dem Bilde Christi gleichgestaltet zu werden".


Gott möchte, dass Sein Volk jetzt den Überbau Seiner Gemeinde baut, indem es dieser prophetischen Botschaft Beachtung schenkt, statt immer wieder das Fundament zu legen. Diejenigen, die entschlossen sind, heute den Tempel des Herrn zu bauen, werden feststellen, dass der Feind gegen sie wütet. Aber ,,wenn der Feind wie ein Wasserstrom kommt, wird der Hauch des Herrn ihn in die Flucht schlagen" (Jes 59,19; wörtlich übersetzt).


Wir sehen den historischen Kontext des prophetischen Dienstes von Sacharja in den Büchern Esra und Nehemia. In diesen Büchern sehen wir eine detaillierte Beschreibung der finsteren Pläne des Feindes, als er versuchte, den Bau des Tempels und den Bau der Mauer von Jerusalem zu behindern.


Nehemia berichtet über sieben Wege, auf denen seine Feinde versuchten, sein Werk zu behindern: 1. Es verdross sie sehr (Neh 2,10) 2. Sie verspotteten und verachteten die Arbeiter (Neh 2,19; 4,3) 3. Sie waren wütend und sehr zornig (Neh 4,1) 4. Sie verschworen sich, zu kämpfen und Verwirrung anzurichten (Neh 4,5) 5. Sie luden ihn zu einem Treffen ein, um ihm zu schaden (Neh 6,2) 6. Sie versuchten ihn mit Drohungen zu erschrecken (Neh 6,7.17-18) 7. Sie platzierten ihre Agenten innerhalb ihres Lagers, um sie zu versuchen und ihnen Schrecken einzujagen (Neh 6,10-12).


Aber Gottes Werk ging voran und wurde vollendet. Schließlich erkannten sogar seine Feinde an, ,,dass dieses Werk von Gott war" (Neh 6,16).


Auch zur Zeit der Apostel stellte sich der Feind auf ähnliche Weise gegen Gottes Werk. Aber auch dann ging das Werk ,,ungehindert" voran (Apg 28,31).


Gottes Werk in Seiner Kirche erlebt auch heute auf ähnliche Weise Widerstand.


Aber es geht dennoch ungehindert voran, weil unser Herr gesagt hat: ,,ICH WILL meine Gemeinde bauen." Und niemand kann Ihn davon abhalten.


Originaltitel: It is Christ, Who Builds His Church